Bericht Schweizer Meisterschaft

(13.06.2014) Contender-Weltmeisterin Jacqueline Rüfenacht (SUI-82) aus der Schweit mit ihrem schönen Bericht über die tolle Regatta zur Schweizer Meisterschaft. An zwei wunderbaren Segeltagen auf dem Urnersee mit 3-4 Bft. haben 18 Boote die Schweizer Klassenmeisterschaft ausgesegelt. Gewonnen hat Gernot Goetz (GER-2390) vor Utz Müller (GER-900) und Tobias Strube (SUI-87). Der Bericht folgt unter dem Foto. Hier vorab schon mal die Links zu Fotos und Ergebnisliste.

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Prolog

WAS – die KM ist dieses Jahr in Brunnen?!? Da muss ich hin - der Urnersee ist einer meiner Favoriten unter den Segelrevieren in meiner Heimat.

Warum? - Wegen dem Wind natürlich. Ein enges Tal mit Bergen im Süden, die zusammen für eine nette Thermik sorgen. Die Dreher habe ich zwar noch nie richtig verstanden, aber die steilen Felsformationen zu beiden Seiten bilden eine grandiose Kulisse, die das mehr als wett machen.

Zweifel kommen mir erst, als ich an die lange Anreise denke ….

Glücklicherweise findet der Pilot Zürich, dann der Lokführer mein Heimatdorf, von wo aus meine Familie Fahrzeug und Übernachtungen organisiert hat – es kann losgehen!

 

Brunnen, Vierwaldstättersee, 30. Mai – 1. Juni

19 Contender, 9 Musto Skiffs

Freitag früh regnet es wie aus Kübeln, und wegen der dicken Wolkenschicht bewegt sich kein Lüftchen. Folglich wird der Start auch eins ums andere Mal verschoben. Als sich um 14.30 doch etwas zu regen beginnt, ist es für uns Contis zu spät – der lange Weg ins Regattagebiet und zurück würde es uns verunmöglichen, pünktlich zum Meisterschaftsessen bereit zu sein. Also laufen nur die Mustos zu einem einzigen Lauf aus, sowie drei unentwegte und trainingsbedürftige Contender.

Der Rest der Flotte putzt sich fein heraus für den Hof der Königin, denn die Rigi erwartet uns zum Essen. Schon die Anreise ist ein Erlebnis – tatsächlich stehen zwei Segler an der falschen Stelle und müssen dem öffentlichen Bus hinterhereilen, und es herrscht einige Aufregung, bis auch sie die Zahnradbahn erreichen. - Doch womit haben wir die Königin der Berge verärgert? Sie gibt ihre berühmten Ausblicke nicht preis. Es ist neblig und kühl. Der Aperitif auf der befeuerten Terasse wärmt uns auf und ist ein optimaler Prolog für ein perfektes Abendessen, zubereitet ausschliesslich aus lokalen und biologischen Zutaten. Das Ganze ist grosszügigerweise gesponsert von Koni Schnyder. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür! Koni ist ein Contendersegler der ersten Stunde, der sich offensichtlich genauso freut, mit uns den Abend zu verbringen, wie wir glücklich sind, ihn in unserer Mitte zu haben. Zum Höhepunkt des Abends kündigt er sein Comeback an – Koni, wir nehmen dich beim Wort!

Samstag früh gilt es dann Ernst. Auslaufen um 10.30 unter dicken Wolken mit kühlem Wind und auf eiskaltem Wasser. Da hilft auch mein dicker Neo-Tröcheler wenig, es bleibt nur die Hoffnung auf die im Wetterbericht versprochene Sonne (Hat jemand gesagt, Alpenseen im Früjahr seien halt nichts für Wüstenbewohner?!?).

Es folgen zwei Rennen, in denen ich lerne, dass man links an den Anschlag fahren muss, um dann auf dem Rückweg Mitte See einen Dreher zu bekommen, der einen an die Luvboje hebt.  – Klingt einfach, nicht? Jedoch zickt der Wind etwas herum, lässt manchmal auch nach, was mich zu einer völlig unnötigen Luvkenterung auf dem Raumgang verleitet.

Den schnellsten Weg finden erst Tobi und dann Gernot.

Als die Sonne rauskommt zu Rennen 3 und 4, wird die rechte Kursseite zur valuablen Option, auch wenn das Segeln nahe der Galerie auch viel mit Lotterie gemein hat – der ich die zweite Kenterung des Tages verdanke.

Gernot dominiert diese beiden Läufe.

Nach-Hause-Segeln dauert seine Zeit, erst hoch bis vor Brunnen und dann um die Ecke ins Gersauer Becken zurück zum Hafen Fallenbach. Dort gibt es Segleressen, was wegen zu knapper Rationen (die Cateringfirma weiß nicht Bescheid über die Ess-Kapazität von hungrigen Seglern) vom Club mit Fleisch vom Grill ergänzt wird. Volker verlost viele schöne Sachpreise, über welche sich auch die Musto Segler freuen. Besten Dank den Sponsoren, Bucher & Walt sowie Compass.

Sonntag um zehn geht es erneut los. Unter strahlendem Sonnenschein hat sich die Thermik schon aufgebaut und zügig laufen wir aus. Kurz vor dem Start stelle ich mit Schrecken fest, dass sich an meinem tollen Tröchi die Verklebung zwischen Neopren und Reißverschluss löst. Also schwöre ich mir, heute oben zu bleiben. 4 Bft Wind und 4 geplante Rennen, da mag ich kein Risiko eingehen…

Holger und Gernot gewinnen Rennen 4 und 5, womit Gernot den Gesamtsieg wohl schon auf sicher hat. Das kümmert aber keinen, und wir starten erneut, mit deutlich weniger Wind, der dafür umso unsteter ist. Nach dem Start bemühe ich mich wie üblich, den Anschluss nicht zu verlieren, als mir auffällt, dass links mehr Druck ist, während die meisten vor mir nach rechts halten. Damit nicht genug des Glücks, auch der vortags erkannte Dreher ist zuverlässig da, um uns (Markus ist in meiner Nähe) an die Luvboje zu heben. Jawoll – rum als erste! Geht doch! Markus folgt dicht auf, lässt sich dann aber von Tobi überholen,  der als erster von der rechten Seite ankommt, und legt sich auch noch hin. Ich halte die Führung auf den Raumschenkeln, und traue mich auf der nächsten Kreuz nur moderat nach rechts - ihr erinnert euch, Lotterie und ein großes Loch im Tröchi ;-). Während links anscheinend nicht mehr besonders viel zu holen ist, findet Tobi rechts am Anschlag einige Böen und überholt mich souverän. Gernot arbeitet sich auf Platz 3 vor, hinter Tobi und mir.

Im letzten Rennen rundet Birgit die Luvboje als Erste, wird später aber von Roman überholt. So gehen sie auch durchs Ziel.

Damit wird einmal mehr „Papa“ Goetz Schweizer Meister, vor Utz, der eine sehr konstante Serie gesegelt ist, und Tobi.

Ich selber bin äußerst zufrieden, ganz ohne Training auf dem 9. Platz zu landen. Euer Pech, dass mir das auch das Recht gibt, euch mit diesem Bericht zu langweilen!

Sehr schade ist, dass Erich aufgrund eines familiären Ereignisses notfallmäßig abreisen musste und nicht segeln könnte.

Ich danke dem Regattaverein Brunnen ganz herzlich für die gelungene Organisation und die große Gastfreundschaft, Melissa Selb für die tollen Bilder, und allen Seglern fürs Teilnehmen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass das nächste Mal mehr Contender den Weg in die Innerschweiz finden – es lohnt sich!

Jacqueline – SUI 82 (oder SUI 92 - wer die Wahl hat, hat die Qual)