Bericht Leipzig

Sauna-Cup Leipzig 2015(15.11.2015) Zum Sauna-Cup auf dem Cospudener See bei Leipzig ist auch Dirk Müller (GER-2527) aus Bremen angereist. Er kommentiert den wiederholten Regattasieg durch "Lokalmatador" Thomas Herbst (GER-2378) in einem wie gewohnt äußerst lesenswerten Regattabericht.

Ergebnisliste: contender-leipzig__2015

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Dirks Bericht:

 

Wer am Freitag bei Tag nach Leipzig fuhr, der wurde mit einem goldenen Herbst belohnt: die Sonne traf auf bunt gefärbte Bäume. Nur einen Sonnenuntergang konnte man nicht bewundern, weil es dann doch ein paar Wolken gab. Ich fand mich bei Tageslicht am Cospudener See ein, doch Manni hatte längst ausgepackt. Kurzes Begrüßungsritual und plopp, stand auch schon der Mast. 

Und dann... Tja, hier muss ich ein wenig ausholen. Ich möchte es als die "kulinarische Rundreise" bezeichnen. Zwei Wochen zuvor in Schwerin hatte ich für Manni Fisch und Grill mitgebracht. Norddeutsche Küche! In zwei Wochen wird es in Krefeld die Martins-Gans geben. Anfang Dezember dann Glühwein an der Alster. Doch in Leipzig tuckerte draußen neben Mannis Winkelbungalow ein Notstromaggregat und versorgte eine Fritteuse mit 220V. Letztere stand im Gästezimmer. Ein Gasherd komplettierte die Cooking-Area. Fehlte nur die Dunstabzugshaube. Zum zweiten Gang schaute Onkel Tom in die Hütte, empfahl sich alsbald wieder, um beim Verbrennen von Tabak Luft zu schöpfen. 

Kulinarisch ging es am nächsten Morgen in der kleinen Bar weiter, die extra für uns Segler geöffnet hatte. Der Wettfahrtleiter ließ sich blicken - und zwar ohne Wind - verkündete eine Stunde Startverschiebung, und Tom griff beinahe zum Glühwein. Die Maschine sah wirklich genauso aus wie die mit dem Kaffee. Nach einer Stunde war der See von einem durchgängigen Kräuseln bedeckt, so dass man es probieren konnte. Um Diskussionen im Keim zu ersticken, wurde permanent "Oscar" gesetzt, egal ob Wind oder nicht. 

Zum ersten Start war das Pin-End im Vorteil. Eine klare Verpflichtung für mich mit dem Steuerbordstart die Bremer Tradition fortzuführen. Leider gab es bei ganz wenig Wind auch nur ganz wenig Beschleunigung, so dass ich nur ganz wenig voran kam. Bereits kurz nach dem Start legte das Feld um und konnte die Luv-Marke fast anliegen. Links kam der neue Wind zuerst und machte es dort tatsächlich zu einem Anlieger. Unter diesen Umständen war ich als achter an der Luv-Marke fast zufrieden. Danach galt es sich an die Flaggensignale zu erinnern und zusätzlichen Vortrieb zu erzeugen, um die Platzierung zu halbieren. Es half geschicktes Verhalten an der zweiten Kreuz, die trotz Verschiebung der Bojen kaum eine Kreuz war. Auch die Lee-Marke wurde verlegt und musste wiedergefunden werden. Die Wettfahrtleitung tat das Mögliche die Bahn an den Wind anzupassen. Andreas tat etwas mehr und konnte die Serie von Thomas brechen bevor sie begann. Gastgeber Jörg fuhr souverän auf den dritten Platz. 

Der nächste Start wurde von der Wettfahrtleitung gerettet, indem sie ihn abbrach. Der Wind war erst mal eine Weile komplett weg. Mithin stand Zeit zur Verfügung für Unterhaltung jeglicher Art, seien es tiefsinnige Gespräche oder die Wäsche der Garderobe. Auch konnte man das kleine Stückchen Regenbogen bestaunen, welches man fand, wenn man den Mast hinauf sah. Man hätte das Treiben aufs feste Ufer verlagern können, jedoch war es zu früh fürs erste Bier. Das Warten wurde belohnt, doch wir waren zu weit verstreut, so dass die Variantas zuerst losgeschickt wurden. Dann wir. Wieder Pin-End, wieder Steuerbord, wieder das Problem mit der Beschleunigung. Wieder legte das Feld früh um. Doch links gab es einen unsichtbaren Streifen mit dem entscheidenden Etwas, so dass man gut daran tat dorthin zu wenden. Thomas war von Anfang an dort drin und damit erster an der Luv-Marke und später auch im Ziel. Jule war ebenfalls gut dabei und ließ nur noch Andreas durch. 

Zur dritten Wettfahrt hatte ich dazu gelernt und bin wie die anderen gestartet. Die linke Seite sah gut aus, war sie auch, aber je später man tatsächlich von links kam, desto größer wurde die Enttäuschung. Raumschots ließ sich das nur schlecht korrigieren, weil zum Pumpen einfach das Minimum an Wind fehlte - manch Illegales erledigte sich von selbst. Folgerichtig ließ uns die Wettfahrtleitung nur noch die nächste Kreuz zum Strand segeln. Thomas war nicht mehr einzuholen. Diesmal war Kerstin die schnelle Frau und danach kam Sven bei diesem Chiemsee-Wind. 

 

Anlege-Schluck am Ufer zum Zeitvertreib bis es kulinarisch weiter ging. Es war bereits Tradition die Hamburger selber zu bauen. Schmeckte auch besser. Aber wer zu viel drauf packte, dem fiel auf der Rückseite wieder was raus, sobald er zubiss. Die Berliner Varianta-Crew konnte schlecht nach Hause fahren, mischte sich unter die Contis und brachte Abwechslung ins Seemannsgarn. 

Zeitumstellung. Ausschlafen. Wind. Im Sinne des Trainierens und der Tradition wurde erneut "Oscar" signalisiert, zumal man tatsächlich das Trapez benutzen konnte. Mit der geänderten Windrichtung war die Startlinie rechts im Vorteil. Thomas fuhr wieder gute Starts und erste Plätze. Super Leistung! Spannend war es aber eher dahinter. Wie immer war die Reihenfolge nach der Startkreuz hilfreich. In Wettfahrt 4 kam von ganz weit links der Tom als erster oben an. Aber das Feld lag noch dicht beieinander, so dass diverse Plätze getauscht wurden. Jule machte in der zweiten Kreuz eine sehr gute Figur auf der rechten Seite, was ich neidvoll eingestehen musste - zumal ich mich komplett auf der anderen Seite befand. 

Doch der Teufel trieb sein Spiel. Mit uns beiden auf den jeweiligen Laylines passierte das, worauf ich insgeheim spekuliert hatte - jedoch in einem Ausmaß der unfairen Art. Bei Jule nahm der Wind immer mehr ab, nur um bei mir zuzunehmen und zusätzlich zu raumen. Das reichte für mich zur Rundung der Luv-Marke kurz vor ihr. Doch die Böe war durch. Vorm Wind ließ es immer mehr nach. Thomas und Andreas waren längst weg. Leider ließen die dunklen Mächte nicht ab, und das Feld hinter uns kam näher. Es gab nur noch einen schmalen Streifen mit so etwas wie sich schleichend bewegender Luft und die näher kommende Meute. Ich sah Tom und Manni die linke Kante des Streifens markieren, halste hinüber und ließ Jule zurück, die bald in die Zange genommen wurde. Auf der kurzen Zielkreuz fuhr ich die klassische Deckung. Aber der Wind schien etwas gegen Kerstin zu haben. Bloß weg! Rechtzeitig die Seite wechseln, um lieber Stefan zu decken. Letztendlich lagen Freud und Leid umso dichter beieinander, je mehr der Wind nachließ. Aber es ging ja um nichts. Oder? 

In der letzten Wettfahrt geschah es dann! Mit dem bisher Erlebten hieß die Strategie für die Startkreuz: Mitte-oder-links. Unbeachtet kam von rechts der Manni und ließ uns alle staunen. Im Nachhinein war das gut so, weil er zur Preisverleihung die Getränke ausgegeben hat. Aber zurück zum Rennen. Thomas und ich nahmen die Verfolgung auf und konnten erst an der Raum-Marke unsere Platzierungen verbessern. Auf dem zweiten Raumschenkel fiel der Wind auf das Niveau des Vortages zurück, was den Verfolgern nur recht war. Der hastig hantierende Herr Heising huschte unten durch, während es sich auf der anderen Seite staute - und es schließlich an der Lee-Marke Gedränge gab. In der letzten Runde galt es dieses neu zu sortieren. Dabei waren mir wieder Stefan und Kerstin auf den Fersen. 

Also legte Thomas eine fast perfekte Serie hin, die nur von Andreas durchbrochen werden konnte. Damit gab es bei den Plätzen 1+2 keine Überraschungen. Dahinter wurde ordentlich durchgemischt. Reichlich Applaus gab es für den 4. Platz, auf dem Kerstin zum/zur Meister(in) ganz Sachsens gekürt wurde. So ging man in der Hoffnung auseinander, im nächsten Jahr erneut den Weg zum Cospudener See bei Leipzig zu finden. 

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