Am Freitag, den 12. Juli um 14 Uhr war es wieder soweit: Ich holte meinen Kumpel Seppel vor seinem Haus ab, wo er schon mit dem Schlafsack unter dem Arm auf mich wartete. Mit dabei hatten wir dieses Mal: eine Kühlbox, eine Flasche trockenen Kaiserstühler Weißwein und zwei Flaschen spritzigen Sprudel. Das sollte uns natürlich nicht als Wegzehrung dienen, sondern den Abend auf der Clubterrasse verschönern. Denn wer weiß, wann wir ankommen, ob wir da noch was Kaltes zu trinken bekommen. Nicht dass die Italiener schlechten Wein hätten. Aber kalt wär er halt nicht gewesen.
Dieses Mal ging die Fahrt bei strömendem Regen ohne Halt bei Reichenau über den Bernardino. Dort oben machten wir dann bei herrlichem Wetter eine kleine Rast. Wunderbare Gegend muss ich sagen, wenn ihr euch mal Zeit nehmt, es lohnt sich.
Na gut, gegen 19:30 Uhr sind wir dann am Club angekommen. Patrick und Frank waren offenbar auch schon da, aber weit und breit nicht zu sehen. Also schnell aufgebaut und ab zum Pizzaessen, danach das Eis am Wasser – das geliebte Ritual eben. Mit der nötigen Bettschwere dann getestet, ob der Wein noch kalt ist und ihn dann vernichtet, einfach klasse die Aussicht von unserem Schlafplatz.
Am Samstag gab es Nordwind, aber sowas von! Die Wettfahrtleitung machte keine Anstalten auszulaufen, was auch gut war: Der Wind stand genau auf die Slipanlage – verdammt blöd, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Gegen Abend wagten sich je ein Contender (Antonio), ein 470er und ein Laser 4000 unter der Mithilfe vieler Hände doch noch aufs Wasser, um zu zeigen, dass der Wind zumindest am Abend doch segelbar war. Nach dem die alle wieder sicher angelandet waren, gab es ein klasse Abendessen und auch genug zu trinken.
Sonntagfrüh ganz gemütlich ausgiebiges Frühstück und um 13 Uhr barca in aqua. Schnell mal drei geile Wettfahrten bei 15 kn Wind gesegelt! Mit meinen Ergebnissen konnte ich zufrieden sein. Bei Patrick und Frank lief es leider nicht so gut, sie hatten aber sicher auch ihren Spaß.
Zur Preisverteilung sind wir dann nicht mehr geblieben, uns hat es heimgezogen. Die Ergebnisliste kann man ja am nächsten Tag im Netz anschauen. Frei nach Google übersetzt: Auf der obersten Stufe des Podiums steht Davide Fontana vor Roberto Mazzali und Luca Bonezzi.
Was ich allerdings nicht verstehen kann, ist, dass eine Regatta, an der regelmäßig um die 30 Boote teilnehmen, in unserer Rangliste nur mit 1,1 einfließt. Aber andere Regatten im Ausland, wo maximal 10 bis 15 Boote teilnehmen, mit 1,15 gewertet werden.
Das Cocktail für einer der erfolgreichsten Klassenmeisterschaft der SCA war perfekt und schmackhaft: gute Zusammenarbeit mit Contender Italia, hübsch renoviertes Gravedona, grandiose Berglandschaft, Sonne, grosses Klubareal mit Bäume und Wiese, nette Klubmitglieder, Klubwerkstatt mit Gino, gut funktionierende Klubbar dank der unermüdlichen und charmanten Elena , zweimal Freibier aus der Schweiz (von Dani Hauser gesponsert), tägliche Klub Pasta, Eisdielen und freundliche Restaurantpreise.
Kurz vor der EM steigt die Travemünder Woche (21. bis 23. Juli). Hier sind bisher lediglich 6 Boote gemeldet (!!) und offen gestanden ist die Early Entry Fee auch schon durch. Aber die Travemünder Woche ist ein fantastisches Event und es wäre viel zu schade, bliebe es bei den 6 Meldungen!
Was für eine Aufholjagd: Sören Dulong Andreasen (DEN) segelte in der Goldfleet-Phase die Serie (1,2,1,1) und wird Europameister 2018! Nach seiner tollen Serie an den ersten drei Tagen flatterten Marco Ferrari (übrigens Segelmacher vom Gardasee) offenbar die Nerven: Goldfleet mit (9,11,11,8). Tolles Ergebnis aber für die italienische Flotte, die neben Silber für Marco auch Bronze holen (Antonio Lambertini) und die Plätze 4 (Davide Fontana) und 10 (Luca Bonezzi) belegen.
Aber auch die deutsche Abordnung braucht sich nicht beklagen: Dirk Müller (Bremen) ist eine tolle Regatta gesegelt und erreicht sein international bestes Ergebnis mit Rang 6. Auch Volker Niediek (Braunschweig) darf sich als Neunter über einen Top-10-Platz freuen. Den hat David Schafft (Selenter See) als Elfter knapp verpasst, aber auch das ist eine superstarke Leistung. Der Mann ist Baujahr 1994!!
Europameisterin wird Fiona Collins (GBR), die am Abend zwei Plätze (aber 40 Punkte...) vor Serien-Weltmeisterin Jacqueline Rüfenacht (SUI) liegt. Bester Jugendlicher ist Peter Schafft (Selenter See, Bj. 2001!!). Ex-Jugendweltmeister Matze Körnig gewinnt die Silver Fleet, wo die Siege des Tages an Jerome Poree (FRA) und Claus Litzinger (DEN) gehen.
"Ich konnte es nicht lassen und war in Gravedona", schreibt Alfred Sulger in seiner E-Mail, "immer eine Reise wert!" Recht hat er damit. Und so teilt er die Erlebnisse vom Wochenende 7.-9. September mit uns, super!