Unterliekstrecker (Technik)

Was der Unterliekstrecker können muß
 
Wenn man den Unterliekstrecker voll anballert, sollte das Unterliek ganz gestreckt sein. Aber nicht über die Messmarke hinaus!!! Diese liegt bei 2.700 mm Entfernung von der Nut am Mast, die das Segel führt. Achtung - Achterkante Nut und nicht der Mast selber! Beim Auffieren sollte das Unterliek ca. 20 cm am Baum nach vorne rutschen können.

Viele haben achtern am Groß eine Rolle, dann im Baum versteckt noch eine Rolle, bevor am Lümmel der Unterliekstrecker heraus kommt. Rein physikalisch betrachtet ergeben diese zwei Rollen eine Untersetzung der Kraft Unterliekstrecker zu Unterliek von 4:1. Allerdings sagt die Physik auch, dass sich nun der Weg vervierfacht hat. Somit muss man 80 cm Tauwerk bewegen, um 20 cm Unterliek zu strecken, bzw. aufzufieren.

Messungen ergaben, dass unterhalb des Lümmels nur 40 cm Platz sind bis zum Deck. Am besten man verzichtet auf die Rolle am Achterliek oder innerhalb des Baumes, nimmt die Untersetzung von 2:1 in Kauf, und kann das Unterliek vernünftig trimmen.

Der Unterliekstrecker (blau) kommt beim Lümmel heraus und endet in einer Rolle.
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Zur Beruhigung sei gesagt, dass der Unterliekstrecker, der am Lümmel heraus kommt, wieder in einer Rolle endet. Man kann nun an Backbord und Steuerbord getrennt trimmen (weißer Tampen auf dem Bild), bis die Rolle auf dem Kicker liegt. Somit ist das Kräfteverhältnis wieder 4:1.

Damit nicht so viel der Kraft verloren geht, sind Umlenkrollen aus Kugellager, die auch unter Last noch gut laufen, ein wahrer Segen.

Noch eine Empfehlung. Falls der Unterliekstrecker reißen sollte, würde das Segel nach vorne rutschen. Bei losem Unterliek, das nicht in der Baumnut läuft, rutscht das Achterliek bis in die Baummitte. Darum ist es gut ein Angstbändsel zu haben. Dieses sollte achtern am Segel und an der Baumnock befestigt sein und verhindern, dass das Segel mehr als 20 cm nach vorne rutschen kann.

Baumnock mit Messmarke, Umlenkung ohne zusätzliche Rolle, Angstbändsel - und ein Rutscher, den man nicht mehr benötigt
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...wozu war noch mal die Messmarke gut...?

Natürlich sollte das Angstbändsel stark genug sein nicht zu reißen, wenn man es plötzlich braucht. Meist gibt es einen kräftigen Ruck, den es ertragen muss. Meist gibt es auch eine scharfe Kante, die das Angstbändsel durchtrennt, wenn es zum Einsatz kommt. Oder war ein Knoten schlampig?

Sollte das Angstbändsel dann in Funktion sein, ist das Segel zu bauchig für die Menge Wind, mit der man gerade kämpft. Dann hilft nur noch das Vorliek bis Anschlag anzuballern, was das Segel am Masttop öffnet.

Frohes Basteln! Contessa+Dirk (GER-395)