Bericht Schwerin

(22.11.2015) Der erste Podiumplatz im Contender, direkt ganz oben! Seinen Traum vom Regattagewinn hat Schwerin-Sieger Andreas Lutz Körnig (GER-1421) aufgeschrieben (siehe unten). Prädikat "Lesebefehl"!! ;-) 

 

(20.10.2015) Die zweitgrößte Contender-Überraschung der Saison 2015 (nach dem Silberfleet-Laufsieg von Jan Küper bei der WM...) ist perfekt: Der Sieg bei der Petermännchen-Regatta in Schwerin geht an Andreas Lutz Körnig (GER-1421) aus Kiel. Nach einem überzeugenden Samstag mit drei Siegen in vier Läufen sichert er sonntags in einem Leichtwind- und einem Rennen mit Wumps die Führung gegen Max Billerbeck (GER-488) aus Elmshorn, der mit zwei dritten Plätzen nicht mehr deutlich aufholen kann. Die Laufsiege am Sonntag gehen an Klaus Jünemann (GER-503) aus Hamburg und Andreas Voigt (GER-11) aus Potsdam. Am Start waren 20 Boote aus Dänemark und Deutschland, darunter fünf mit Damen an der Pinne. 

 

Bilder gibt es auch schon: Man beachte das tolle Regatta-Debüt von Peter Schafft (GER-2427): 14 Jahre, 45 Kilogramm Körpergewicht! --> Bilder von Stefan Schafft auf Picasa. Auch Jeannette Geithner hat uns tolle Fotos zur Verfügung gestellt. Danke!! Ergebnisliste auf Raceoffice.

 

Bericht von Lutz:

Vier Jahre ist es nun her, dass ich meine Contessa in Schwerin übernommen habe, und vier Jahre ist es her, dass Dirk Müller (GER 2527) seinen letzten Tanz mit Contessa auf dem Schweriner See  genießen durfte. Damals gewannen die beiden am Sonntag eine Wettfahrt. 

 

Dieses Jahr sollten wir nach unserer wirklich tollen Deutschen Meisterschaft im Mai zum zweiten Mal im Jahresverlauf zu Gast im Schweriner Segelverein sein. Meinen Bruder musste ich dieses Mal zuhause lassen, da er für seine Abi-Vorklausuren zu lernen hatte. Den Tanz auf dem See begann ich also ohne ihn. Am Freitag angereist, verbrachte ich einen schönen Abend im Vereinsheim mit den bereits angereisten Contender-, 505er-, Korsar- und Mottenseglern. 

 

Besser als Training? Mehr Training!

 

Nach einer Zwangspause ab der Kieler Woche wegen zwei Löchern auf der Backbordseite im Boot verlief die WM in Holland für mich nicht wirklich gut. Aus diesem Grund legten Lars Frenzel (GER 2586) und ich in Kiel neben unserem Mittwochs-Trainingstermin ein intensives Trainingswochenende ein. Als Max Billerbeck (GER 488) zum Trainingswochenende nach Steinhude einlud, war der Trainingsherbst perfekt. Denn Wasserstunden sind einfach nur durch eines zu ersetzten: mehr Wasserstunden. Also war viel Segeln gehen die Devise und es sollte sich lohnen.

 

Der Samstag begann in Schwerin kalt aber sonnig und wir freuten uns über schöne vier Windstärken aus östlichen Richtungen. Bei der Steuermannsversprechung wurden uns stabile Bedingungen angekündigt, die bei dieser Windrichtung vorherrschen sollen. Beim Einsegeln stellten Max und ich allerdings das Gegenteil fest. Der See präsentierte sich von seiner besten und eher unberechenbaren Seite. Für eine klare Strategie konnte ich mir vor dem ersten Start auf jeden Fall nicht entscheiden. 

 

Wir starteten als dritte Klasse und ich kam in der Mitte der Linie mit etwas Platz nach Lee recht gut weg und konnte mit freiem Wind loslegen. Mit dem konsequenten Aussegeln von Böen und Winddrehern suchte ich den besten Weg nach Luv. Unter den ersten drei Booten ging es anschließend Richtung Raumtonne des Dreieckskurses. Das Feld war noch recht nah beisammen. Mit einer Privatböe konnten Klaus Jünemann (GER 503) und ich uns vom Rest des Feldes absetzten. Klaus schien immer einen Tick schneller zu sein und ihn einzuholen schien mir auf der Zielkreuz nicht mehr möglich zu sein. Ich fuhr auf die rechte Seite der Bahn, da ich dort einen kleinen Zieher Richtung Ziel vermutete und das Feld kontrollieren konnte. Während dieses mir einfach folgte, fuhr Klaus über die Mitte, eher nach links orientiert und kam auf Steuerbordbug zum Ziel. Mein Plan mit dem Zieher ging auf, sodass ich mit weniger Weg und nur einer Wende mit Vorfahrt zum Ziel fahren konnte. Zum Glück, denn ich drückte Contessas Bug etwa eine Bootslänge vor Klaus über die Ziellinie. Was für ein Glück! Ich hatte meine erste Contender-Wettfahrt gewonnen. Gewinnen kann Contessa mit ihren mittlerweile 25 Jahren also scheinbar immer noch. 

 

Eingebaute Vorfahrt

 

Entspannt startete ich nun in die zweite Wettfahrt. Offensichtlich zu entspannt. Ich verhaute den Start, fuhr auf die falsche Seite, nahm Stefan Heising (GER 2476) die Vorfahrt an der Leetonne, kringelte, blieb in einer Wende unter dem Baum stecken und und und... Fünfter Platz am Ende. 

 

Also wieder Konzentration: Nach einem 80 Grad Winddreher nach links warteten wir etwa eine Stunde, bis die Bahn von der Wettfahrtleitung neu ausgerichtet wurde und die 505er, welche bereits gestartet waren, alle mitbekommen hatten, dass die Wettfahrt abgebrochen wurde. Die Zeit nutzte ich zum Rumheizen, aber auch für die Wahl der Strategie. Wo dreht der Wind, wo ist mehr Wind, welche Seite ist möglicherweise bevorteilt?

 

Nach der Wartezeit ging es wieder los. Ich wollte am Schiff starten und kam beim Schuss gut weg. Während einige direkt nach dem Start auf die rechte Seite der Bahn abdrehten, fuhr ich mit Max und Klaus auf die Linke. Weit vor der Layline entdeckte ich einen Böenstrich in der Mitte der Bahn und wendete. Dort angekommen liftete mich der Wind beinahe direkt zur Tonne. Alle die weitergefahren waren, bekamen dagegen den Backer. Erster an der Luvtonne. Und ab ging es zum Tanz auf dem Raumschotkurs. 

 

Feldtaktisch ist es als erster mit etwas Abstand zum Feld einfacher, als wenn man Verfolger ist. Problematisch wird es allerdings, wenn noch drei weitere Klassen auf die gleiche Leetonne zufahren. Interessant wird es dann, wenn eine der Klassen die Motten sind. Man sieht sie schlecht und man hört sie nur kurz vorher durch ein leises Plätschern und Summen. Man schaut sich kurz vor der Tonne um, sieht niemanden, schreit zur Sicherheit noch kurz „Keine Innenposition!“ und bsssss.... fährt doch noch eine einfach durch den Innenraum und ist genauso schnell wieder weg. Eingebaute Vorfahrt! Wie geil! Das brauche ich auch.

 

Was ist denn hier los?!

 

Die zweite Kreuz fuhr ich genau, wie die Kreuz zuvor. An der Luvtonne konnte ich keinen Contender entdecken und wunderte mich, wo alle sind. Hatte ich einen Abbruch nicht mitbekommen? Bahnverkürzung? Und wie viele Runden fahren wir eigentlich? Wenn man sonst immer mindestens einem Boot hinterherfährt, muss man ja nicht auf die Zahlenwimpel am Startschiff achten. Irgendwann auf dem Vorwinder kam mir Dirk entgegengekreuzt, den ich kurz Fragen konnte. Alles in Ordnung. Wettfahrt läuft, lange Bahn. Vollkommen synchron drehten Contessa und ich uns um die Leetonne und kreuzten befreit zum Ziel. Wieder ein erster Platz! „Manm, was ist denn hier los?“

 

Auch die vierte Wettfahrt sollte perfekt laufen. Der Start in Lee war ziemlich ok. Ich orientierte mich eher auf die rechte Seite des Kurses und konnte mit einem super Amwind-Speed wieder alle hinter mir lassen. Als Führender nach den ersten vier Wettfahrten ging es in den Hafen und zum anschließenden, wieder einmal sehr leckeren Essen im Clubhaus. Max‘ Kommentar zum Wettfahrttag: „Du hast den See doch gekauft!“ – Yap, hab ich!

 

Der nächste Morgen begann kühl. Die Persenninge waren gefroren, alle Segler dick eingepackt. Ich verzichtete auf meinen Neo und stieg in den Troko und machte den Maisi: Mit als erstes fuhr ich raus, um mich einzusegeln. Leider schlief  der Wind noch und wir starteten bei zwei Windstärken in die erste Wettfahrt. Mit Tanzen hatte das, was Contessa und ich da veranstalteten, nicht viel zu tun. Wir kamen einfach nicht vom Fleck. Max, Klaus und Co. preschten davon. Sogar Dirk war schneller. Die letzten hundert Meter zur Luvtonne wendete ich immer in den Backer hinein, sodass ich dachte, ich würde nie an der Tonne ankommen. Irgendwann dann doch, aber es reichte nur noch für den siebten Platz. Da Klaus gewonnen hatte und Max Dritter geworden war, hatte ich somit die Führung abgegeben. 

 

Dies hieß, ich musste alles in die letzte Wettfahrt werfen, um zumindest den zweiten Platz gegen Max verteidigen und mit Glück einen Angriff auf Klaus starten zu können. Zu meinem Erleichtern setzte kurz vor dem Start der Wind ein und wir starteten ein letztes Mal aufs Schweriner Parkett. 

 

Rechenspiel und Sieg in der Geburtsstadt

 

Max und Klaus starteten in Lee, ich etwas luvwärtiger, um beide im Blick halten zu können. Wir fuhren auf die linke Seite der Bahn. Als Klaus wendete, versuchte ich, mich auf ihn drauf zu legen. Die Wende lief gut, ich war nur ein wenig zu spät dran. Klaus schlüpfte unten durch. Na gut, aber ich hatte ihn unter Kontrolle – wegwenden konnte er nicht mehr. In den Böen machte ich das Segel immer ein kleines Stück auf und versuchte, eine Welle zu erwischen, um mich langsam auf Klaus heruntersacken zu lassen. Mit dieser Technik war ich etwas schneller und fuhr über ihn drüber. Damit fiel er etwas hinter mich zurück. Mit Dirk kam ich in der Spitzengruppe an der Luvtonne an. Gut, dass wir beim Training das Pumpen trainiert hatten. Mit viel Arbeit schob ich Contessa an die Spitze des Feldes und vorbei an Dirks Conspiratrice. An der Leetonne hatte ich genug Zeit für eine Currywende, um das Feld in Schach halten zu können. Max, der zu diesem Zeitpunkt in der Liste zwei Punkte hinter mir lag, segelte als Vierter an die Leetonne. Ich fing an zu rechnen. „Wenn Max Erster wird und ich Dritter, dann gewinne ich. Allerdings musste ich vor Klaus sein, da dieser einen Punkt vor mir ist“. 

 

Meine Verfolger fuhren wie an der Schnur auf die rechte Seite, bis zu Layline. Nur Klaus versuchte sein Glück, indem er in die Mitte der Bahn wendete. Aufgrund meiner Rechenspielchen wendete ich mit und begleitete ihn mit etwas Abstand ein Stück, bis er wieder wendete und ich mich wieder direkt auf ihn legen konnte. Damit fiel er entscheidend zurück. Max war auch weiterhin hinter mir. Alles lief genau nach Plan. Auf der Layline legte ich wieder um Richtung Ziel. Andreas Voigt (GER 11) hatte sich durch meinen Ausflug in die Mitte der Bahn nach vorn gearbeitet und ließ mich in Lee liegender Position nicht mehr vorbei. Mit einem Meter Abstand gewann er die letzte Wettfahrt und ich die Petermännchenregatta 2015!

 

Mein letzter Regattasieg mit unserer Jugendjacht liegt schon etwas zurück und darum freut es mich sehr, dass ich das erste Mal auf dem Treppchen im Contender gleich ganz oben stehen darf. Als gebürtiger Schweriner auch ein ganz besonderes Erlebnis. 

 

Ein tolles Wochenende auf einem anspruchsvollen Revier mit einem wirklich netten Segelclub und einer sehr souveränen Wettfahrtleitung! Auch die ungewohnte Klasse der Motten ist kein Problem, da sie ihre Kisten im Griff haben und sie allesamt nette Segler sind und somit zu uns passen. Schön ist, dass auch unsere jüngsten Teilnehmer geehrt werden und nicht nur die „alten“: Peter Schafft sammelte mit 14 Jahren die ersten Regattameilen im Contender. Herzlich willkommen im Contender!

 

Andreas Lutz & Contessa

GER 1421

 

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