Bericht Kieler Woche

(23.08.2013) Dieser Bericht wartet schon etwas länger auf Veröffentlichung:

Vier Tage Segeln bei (nahezu) optimalen Bedingungen

Als ich in der Nacht von Mittwoch in Schilksee ankomme, beginnt gerade das Finale des Höhenfeuerwerks – soll das bereits ein gutes Omen sein!? Dabei ist Kiel für mich ja eigentlich kein gutes Pflaster. So kann ich mich eigentlich an keine Kieler Regatta in den letzten 25 Jahren erinnern, die mal wirklich gut für mich gelaufen ist. Aber jede Serie soll ja mal ein Ende haben und dieses Jahr passte der Termin der KiWo einfach mal wieder perfekt in die Jahresplanung. Zwei Wochen vor der WM am Comer See noch mal eine große international besetzte Regatta, außerdem keine anderen Verpflichtungen; da muss man ja zugreifen. Als ich das Boot im Hafenvorfeld abhänge, legt der Regen gerade mal eine Pause ein. Ich entscheide mich deshalb, noch schnell den Mast zu stellen und dann ab ins Bett. 

Den Sommer erkennt man nur am Datum im Kalender

Am nächsten Morgen erwartet mich dann ein typischer Norddeutscher Herbsttag. Der Himmel Wolken verhangen, Dauerregen, 10°C dazu 4-5 Windstärken. Der einzige Hinweis auf den Sommer ist die Datumsanzeige auf meiner Uhr. Als ich nach dem Frühstück im Hafenvorfeld ankomme, sehe ich überall nur vermummte Gestalten. Selbst die Skandinavier tragen heute lange Hosen und dicke Jacken. Ein untrüglicher Beleg dafür, dass es wirklich kalt sein muss. Zur Steuermannsbesprechung am Fahnenmast findet sich dann auch nur ein kleines Häufchen Unverdrossener ein. Die anderen sind wohl noch dicke Neoprenanzüge kaufen gegangen. Die Ansagen des Wettfahrtleiters reduzieren sich dann auch auf das Wesentliche „alles wie im letzten Jahr und wir fahren Kurs 4.3, noch Fragen? Keine, o.k. bis später“. Die Musto-Skiffs, die eigentlich mit den OKs und uns zusammen auf Bahn Echo fahren sollten, haben unterdessen eine Verlegung in weniger raue Gewässer erbeten. Der Großteil ihres Feldes fühlt sich den auf dem Stoller Grund herrschenden Bedingungen nicht gewachsen. So wird entschieden, dass sie bei gegen Abend abflauenden Bedingungen auf einer Innenbahn segeln sollen. Wir Contender bleiben zusammen mit den OKs auf unserer angestammten Bahn. Also rein in den dicken Neo und ab geht’s. 

Genuss-Segeln bei 10 Grad

Bei nunmehr 5-6 Bft. ist der Anlieger zum Regattakurs natürlich ein purer Genuss. Einfach ab ins Trapez und nach Herzenslust heizen. Spätestens jetzt ist klar, es gibt keinen Ort, wo ich jetzt lieber wäre! In den nächsten Tagen stellen Dauerregen und die für diese Zeit deutlich zu niedrigen Temperaturen zwar eine Herausforderung da, aber spätestens wenn es dann wieder oben ums Luvfass geht und vor einem die Wellen nur darauf warten, abgesurft zu werden, ist alles vergessen. Da will man nur noch Gas geben. Viel zu früh kommt dann schon immer die Raumtonne „angeflogen“, aber was soll’s – Halse und weiter geht die wilde Hatz. Unten an Tonne drei sind die meisten dann aber doch froh, dass man auf der Kreuz mal wieder ein wenig Kraft schöpfen kann. Also tief hängen und ab über die Wellen. Segeln vom Feinsten! 

Dank an Familie Engel

Die Wettfahrtleitung agiert in diesen Tagen auch extrem effizient. So sind die Wartezeiten auf ein Minimum reduziert. Sobald alle Boote wieder da sind, geht es auch gleich wieder los. Die Linien liegen gut und auch sonst läuft alles rund! Das war nicht immer so, zeigt aber, dass Kiel seinen neuen Anspruch, ein Dienstleister für die Segler zu sein, ernst nimmt. Dazu passt auch das Angebot an die Klassenvereinigungen einen Grillabend im Hafen Vorfeld durchzuführen. Ein ganz großer Dank gilt hier dann auch gleich nochmal der gesamten Familie Engel. Sie haben nicht nur mit großem Einsatz für die kulinarischen Genüsse gesorgt, sondern es auch irgendwie geschafft den Dauerregen abzustellen. So konnten wir bei strahlendem Sonnenschein am Samstag einen tollen Abend verbringen! Noch mal ganz lieben Dank dafür!! Genauso wie für die täglich frisch belegten Brötchen im Anschluss an die Tageswettfahrten im Hafen! 

In meinen Augen hat die Kieler Woche in diesem Jahr einen ganz großen Sprung gemacht. Galt die KiWo in den letzten Jahren vielen doch eher als eine Möglichkeit „die teuerste Mütze der Welt zu kaufen“ ist sie nun wieder auf dem besten Weg eine der besten Regatten des Jahres zu werden. Und das eben nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern zunehmend auch wieder als gesellschaftliches Ereignis. Ich bin im nächsten Jahr auf alle Fälle wieder dabei! Und Ihr ja wohl auch!!

Andreas
GER-11