Loosdrecht

(28.04.2014) Schon über Ostern wurde in Holland in Loosdrecht um die Wette gesegelt. Wobei die Regatta ja nicht alles ist, dazu kommen noch das Socializing und anderes, was so ein Segelwochenende ausmacht!

Oder um es mit Dirk Müllers Worten zu sagen: Der Versuchsaufbau "Segeln" wird ergänzt um die Versuchsreihen "Brauner Bomber", "Camping" und "Gelbwasser". Mal wieder ein sensationeller Bericht von Dirk. LESEBEFEHL! ;-)

Loosdrechter Versuchsreihe 2014

 Die Loosdrechter Versuchsreihe, welche als „Paasei“ bekannt ist, kann einen erfahrenen Versuchsleiter und professionelles Equipment vorweisen. Nachdem ich letztes Jahr ausgesetzt hatte, wollte ich mich wieder als Proband anbieten. Bei meiner Ankunft am Karfreitag-Abend waren die deutschen Contis bereits versammelt und mit Seewasser in Kontakt gekommen. War die internationale Beteiligung der anderen Klassen quasi Null, so konnten die  deutschen Contis den 4 Niederländern helfen, ihre Klasse als international und reisefreudig zu präsentieren. Große Wiedersehensfreude unter uns ausländischen Campern, welche intensiviert wurde durch neue Gesichter wie Schwester, Schwager, Frau und Kinderschar. Von letzterer wurde Philipp auserkoren für die Versuchsreihe „Brauner Bomber“, bzw. „Wie reagiert das Testboot, wenn es doppelt so alt ist wie der Steuerjunge?“. Hierzu im Laufe des Berichtes mehr.

Parallel zur obigen Versuchsanordnung wurde der Frage nachgegangen, welche Nebeneffekte es hat den Körper auf eine rheinländische Biersorte umzustellen, wenn man ihn zusätzlich mit dem hiesigen Gebräu irritiert? Es darf vorweggenommen werden, dass der Versuch „Gelbwasser“ zu keinen klaren Ergebnissen führen sollte. Man hatte versäumt, den ersten Versuchsaufbau zu dokumentieren, so dass man ihn wohl oder übel nicht mehr reproduzieren konnte.

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Beim eher traditionellen Versuchsaufbau „Segeln“ gab es revolutionäre Änderungen. Seit 2013 gibt es den charmanten „classical lake coarse“ nicht mehr. Vielmehr wird ein Up-and-Down gesegelt, wobei die Entlastungstonne als „Nr. 2“ bezeichnet wird. Dennoch blieb genug Gelegenheit, das eine oder andere Experiment zu starten, um neue und womöglich bessere Wege um feste Hindernisse zu finden. Aber eine wirkliche Verbesserung war, dass wir von den 6 Bootsklassen den 3. Start bekamen und damit vor den Finns waren. Nach den Wettfahrten 1+2 vom Samstag war klar, wo die Zweikämpfe stattfinden würden. Es ging vorne um Paul oder Dirk Lafleur, Platz 3 war für mich reserviert, in der Mitte Walter oder Tom, bzw. Joachim oder Martin. Dahinter ging es um nichts weniger als die Ehre. Der Versuchsaufbau „Brauner Bomber“ wurde regelmäßig torpediert durch eine zu knappe Vorgabe des Zeitlimits vom konkurrierenden Versuchsaufbau „Segeln“.

Aber es gab auch Versuchsanordnungen, welche sich gegenseitig ergänzen konnten. So wurde der bereits erwähnte Versuchsaufbau „Segeln“ in das „Camping“ eingebettet und vom Landpersonal unterstützt. Hierbei gab es zu berichten, dass externe Prozesse beim „Camping“ durch die zusätzlichen Gerätschaften des „Segeln“ ihren Porsche nicht in die 1. Reihe positioniert bekamen, weil so ein Trailer sich durch hohes Standgas nicht verjagen ließ. Dagegen ließ sich in das „Camping“ der Versuch „Gelbwasser“ hervorragend integrieren – wenn auch nicht morgens. Aber in Verbindung mit Grill oder kochenden Nudeln, Klappstuhl und Füßen auf der Gelbwasser-Kiste war es perfekt. Hierbei fand auch das jährliche Frühjahrs-Rigg-Trimmen statt, was den Wanten nach dem Winter zusätzliche 40 Kg Spannkraft für die kommende Saison verschaffen sollte.

Zurück zum „Segeln“. Am Sonntag waren die Wettfahrten 3-5 geplant bei mehr Wind als die bisherigen 3 Bft. aus Ost, weshalb der Versuch „Brauner Bomber“ für diesen Tag pausiert wurde. Bei Sonne und anfangs zaghaften 4 Bft. aus Nord-Ost war das Segeln eine Pracht und das Ziel werbewirksam direkt vor dem Club. Nachdem Herr Lafleur in Wettfahrt 3 seinen Streicher fuhr, startete er in Wettfahrt 4 das Experiment „zweite Insel rechts umfahren“. Das war zwar nicht so erfolgreich, dass er damit hätte Paul überholen können, aber er positionierte sich vor mir, weshalb ich es ihm auf der Zielkreuz gleich tat. Leider hatte Herr Müller das Experiment nicht komplett durchschaut, welches keine Kenterung für die Wenden vorsah.

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Petrus prüfte zur Wettfahrt 5 die Versuchsleitung mit einer Winddrehung auf Ost, die mit einer Bahnverlegung konterte. Die Probanden bekamen 6 Bft. vorgesetzt gewürzt mit Böen aus der Uferbebauung. War es bisher ein lustiger Segeltag, so ging nun die Post ab. Start – und schon fuhren wir drei Vorderen gleichauf zur linken Seite. Aber da wollte ich gar nicht hin! Wozu lange auf Speed nach links dübeln wie es bereits die FD's und Starboote vorgemacht haben, wenn man rechts von der Insel im richtigen Hack viele Wenden trainieren kann? Also mogelte ich mich aus der Zange der beiden heraus und fuhr meinen eigenen Weg. Martin witterte seine Chance und folgte. Das wurde mit einem leichten Rechtsschwenk des Windes belohnt und ich landete vor Paul. Herr Lafleur plante es mir heimzuzahlen und fuhr als einziger auch um die nächste Insel links herum, was ihn an der Luvtonne direkt vor mich platzierte. Schnell noch zur Tonne 2 und dann im Tiefflug nach Lee. Paul war bereits irre weit achteraus. Irre war auch, dass Herr Müller dem Herrn Lafleur nicht an der Seite kleben blieb und sich plötzlich beim Paul wiederfand. Das geschah als wir die Starboote aus dem Start vor uns eingeholt hatten.

Ein hochinteressantes Experiment im Versuchsaufbau „Segeln“ lautet: wie verhalten sich die Starboote, wenn ihnen der Innenraum stibitzt wird? Die Antwort ist: laut! Aber sollte man sich angesprochen fühlen, wenn man die Sprache nicht versteht? Sobald man weiß wie Innenraum auf Englisch heißt, wird es leiser. Bis die Kisten um die Ecke sind und die vielen Meter Großschot eingeholt haben, ist ein Contender bereits komplett durchgetrimmt und man hat sich überlegt wieviel Abstand nach Lee man halten sollte beim Überholen des nächsten Star's. Oder anders: wo endet die Gefahr, wenn sich der Karton in der nächsten Böe auf die Seite neigt? Die Zielkreuz war lang genug, um auch die restlichen Starboote zu kassieren. Walter fand voraus, was ich bisher vermeiden konnte: Tom. Ein leicht erhitzter Wettstreit zwischen Joachim und Martin erlebte im Ziel seine Abkühlung. Zurück an Land hatten alle etwas Farbe oberhalb der Halsmanschette.

Montag war der Wind zuerst eine Mischung aus 0-2 Bft., was den Versuchsaufbau schwierig gestaltete. Aber mit unserem Start waren die 3 Bft. dann verlässlich für Wettfahrt 6 – weniger die Richtung, so dass das Ziel an eine völlig neue Position verlegt wurde. Ich fand die coolsten Inselumfahrungen von allen, was sich aber letztlich im Ergebnis nicht niederschlug. Paul gewann diese Wettfahrt und damit bereits rein rechnerisch den gesamten Versuchsaufbau – im Zweifelsfall äußerst knapp. Die beiden Versuchsabläufe „Brauner Bomber“ und „Segeln“ ließen sich immer noch nicht synchronisieren. Dafür konnte Bas eine weitere Wettfahrt in die Wertung bringen. Irmtraud hatte sich bereits vorher abgemeldet, weil parallel noch das Experiment „Tulpe“ begleitet werden sollte.

Zur Wettfahrt 7 musste das Startschiff wiedergefunden werden. Dann ging es bei bescheidenen 2 Bft. auf die Reise. Trapez rauf, Nase runter und wer war links? Ich nicht. Walter noch weniger und bei ihm sah es ebenfalls gut aus. Auf dem Weg in den Nachbarsee wurde es richtig flau. Doch links oben vor den Segelclubs stand meine Windkante und brachte mich mit Abstand um Tonne 1. Vorm Wind waren wir sicherlich bereits unter dem Windlimit. Jetzt bloß im Windstreifen bleiben! Der Wind, der dann zaghaft kam, bevorteilte aufgrund eines Rechtsdrehers von ca. 30° zum Glück nicht die hinteren Boote. Inzwischen war es ein sehr komfortabler Vorsprung, es war flau und ich überlegte mir eine Pressenotiz. Das einzige, was noch passieren konnte, wäre ein Abbruch der Wettfahrt – und so passierte es. Ich war sicherlich der einzige, der das bedauerte. Die anderen da hinten waren noch auf halbem Weg vom Club, was die Entscheidung nahe legte, einzupacken. Somit wurde mit Blick auf die sozialen Verpflichtungen das eine oder andere Ergebnis vorweg genommen.

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Es gab eine neue Bahn aber der Wind schwächelte wieder. Wir haben es zu fünft noch mal probiert. Ein Linksdreher war schließlich die Ausrede für Herrn Müller abzubrechen. Herr Lafleur dagegen gab noch mal alles. Cees konnte mit „Orangeki“ (das Boot mit dem holländisch anmutendem Heck) seine Serie aufbessern und damit das Ergebnis vorne denkbar knapp gestalten. Dennoch änderte das nichts an Pauls Gesamtsieg. Walter fand seine tolle Serie bestätigt, die nur von Tom hatte unterbrochen werden können.

Damit war die Versuchsreihe „Paasei“ beendet. Wichtigste Ergebnisse: 3 Tage segeln entspannen mehr als eine Wochenendregatta. Interessant war es dem Mittelfeld zuzusehen, wo gnadenlos bis ins Ziel gekämpft wurde. Zusammen mit Tom auf der Club-Terrasse mit Seeblick zu frühstücken war von der Temperatur machbar. Bedauerlich war allerdings der Datenverlust, so dass die Versuchsreihe „Gelbwasser“ in den nächsten Jahren wiederholt werden muss. Aber es gibt Schlimmeres.

anD!RKen (GER 2527)