Benelux-Meisterschaft

Kay Rethmeier war vor anderthalb Wochen in Holland, um auf dem Grevelinger Meer an der Benelux-Meisterschaft teilzunehmen. Er war der einzige, der es geschafft hat, Paul Verhallen mal in einem Rennen hinter sich zu lassen (Link Ergebnisliste).

Hier sein Bericht: 

 

Scharendeijke oder so…. Wo ist das eigentlich? Warum will ich da noch mal hin? Ach ja, Vincent hatte mich zur Euro auf dem Wasser angesprochen: BeNeLux Meisterschaft segeln - dicht an der belgischen Grenze, irgendwo in Zeeland. Naja, und da am bzw. im Dümmer man derzeit eher Fussball spielen kann als sich dem Wassersport zu widmen, fiel die Entscheidung zugunsten Vincents Vorschlag nicht schwer. Also auf nach Schärendeike (oder so…).

Kumpel Matthias hat sich noch mit eingeklinkt, mit seinem Fahrrad, guter Laune und reichlich Proviant geht’s also Freitagabend los. Die Fahrt ist kurzweilig, keine Staus, ca. 3 Stunden ab Krefeld. Ankunft im Club, ein sympathisch-holländisch sprechender Geselle macht uns die Schranke auf, „Boot links und Van rechts“ entnehme ich den Worten – alles ca. 50 m voneinander entfernt. Hier schläft man quasi Seite an Seite neben Trailer und Boot – schon cool denk ich mir so. Enno und Caroline sitzen schon da und genießen den Sonnenuntergang, schön unseren Contender-II-Segler mal wieder zusehen. Im Restaurant direkt über dem Club noch schnell lekker holländische Mantaplatte, also Frikandel mit Fritten eingefahren, dabei den herrlichen Sonnenuntergang beobachtet und aufs Wasser geguckt. Würdiger Abschluss einer arbeitsarmen Woche.

Nächster Morgen nach geruhsamer Nacht tiefenentspannt aufgestanden, im nahegelegenen Supermarkt mit Kumpel Matthias den kostenfreien Automaten-Kaffee mit ein paar Brötchen erstanden, Boot zusammen gesteckt und die Meldung abgeschlossen. Es gibt „mussels“ oder „chicken saté“. Ich entscheide mich kurzfristig für chicken. Kann man nichts falsch mit machen.

Inzwischen ist auch weiterer Wettbewerb eingetroffen. Paul grinst mich breit an, Kees, eins – nein zwei Thorborgs erspäht, Rick fehlt, Sebastian unser (Quoten-)Belgier ist erschienen, Vincent, Pim, …. hmmm, Mist – sind wir nur zu neunt, keine Rangliste…. Die Zahl 9 hat mich aber die Woche über schon begleitet. Noch einige Tage vorher sah ich einen Beitrag über Nicola Tesla‘s Numeric Code. Demzufolge ist die 9 alles oder auch nichts. Dieses Wochenende wurde sie für zwei von uns alles, aber bezüglich Ranglistenpunkte auch nichts.

Egal, „wolle Spaß habe“. Das war nun mein Kredo für die Veranstaltung. Es ist lekker Wind angekündigt, irgendwas um die 3-4 Bft. Es gestaltet sich die Veranstaltung zu einer Mini-Ausgabe der Kieler Woche zu werden. Weite Anfahrt (ca. 3-4 km) und viele lustige Klassen, unter anderem Snipe (Schnepfe, wie wir später herausfanden), eingelaufene Zugvögel und MPS sind mit von der Partie. Gestartet wird in Gruppen, die fehlenden 470 und RS500 lassen für unsere Gruppe einen sortenreinen Start zu. Am Start angekommen wird natürlich die Bahn in Augenschein genommen. OK, eine von 5 Tonnen liegt, aber wo ist nur die Luv-Tonne? Sollten wir die Fahrwassertonnen mit benutzen?!? – Nee, die sind zu weit weg. Nach 5 Minuten mach ich die Luvtonne aus. Erster Kurs ist definiert. Die 7 MPS starten…. Weitere Tonnen legen unsere holländischen Gastgeber völlig tiefenentspannt jetzt erst aus - lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Müssen wohl die Nacht zuvor in Amsterdam gewesen sein?! Alle anderen Start-Gruppen machen sich auf den Weg. Wir starten als letztes, machen anfangs nur den Innerloop.

Paul sichert sich die Startkreuz. Ich überlasse Ihm die Navigation und hefte mich an seine Fersen - er hat ja letztes Jahr hier gewonnen und ich hab so gar keine Idee, wo lang. Links, rechts? Wurscht, ich bin 3. An der Luvtonne. Da Oskar oben ist entschließe ich mich dazu, mein Schwert wegzuklappen (heißer Tipp von Max) und beginne mit aktivem Bootfahren. Funktioniert außerordentlich sehr gut dieser Tage. Bin auf dem 2. Irgendwann schaffe ich es sogar einmal Platt vor Laken meine Nase an Paul vorbei zu schaukeln, nur Paul hat Innenposition. Weil „fat ist fast“, insbesondere auf spitzen Raumschotkursen, freue ich mich über Platz 2. Sebastian, mit dem ich mir das ganze Wochenende ein Fight nach dem anderen liefere, segelt am Ziel vorbei. Scheinbar waren wir etwas zu schnell für die Regattaleitung. Ab sofort dürfen wir Inner- und Outerloop fahren. Naja, zum Boot fahren sind wir ja schließlich hier.

Vom zweiten Lauf bekomme ich leider nicht viel mit. Mein Gefühl lässt mich erneut nach links fahren, wie zuvor im ersten Lauf von Paul vorgemacht, nur Paul biegt vorzeitig rechts ab, ich aber ziehe weiter durch den windarmen Streife. Auf der Hinterseite des Windlochs entdecke ich Wind. Ich darf als erster um alle Tonnen fahren. Die 7+1 Frittenfreunde lassen mir als Gast den Vortritt. Das soll das letzte Mal gewesen sein, das die Gastgeber derart freundlich waren. Irgendwie hat Paul in allen weiteren Rennen es immer geschafft, vorne zu sein. Insbesondere an der Kreuz schiebt er einfach davon.

Rennen 3 wird ein Desaster, zumindest für mich. Als 7 an der Luvtonne nutzen ich meine jüngst erworbenen Kenntnisse des aktiven Bootfahren voll aus und schlängle mich auf den ursprünglich ach so langweiligen Vorwind-Kursen fast immer an 3 Kollegen vorbei, rangle mit Sebastian an der Luvtonne um Pos. 2, schicke Ihn auf die Tonne und mich ins Abseits. Enno profitiert von dem Malheur und von der Tatsache, dass der Vormwinder, inzwischen mein Lieblingskurs an diesem Wochenende, für mich 100 m zu kurz ist. Frisch gekringelt werde ich noch 4.

Die Windverhältnisse sind durchaus Tricky. Immer nur links oder nur rechts ist keine Option. Insbesondere an der Luvtonne gibt es immer lekker Dreher, die zumindest ein Anfahren von rechts begünstigen. Kleinere Dreher und Böen sind allgegenwertig.

Nach 3 Rennen wieder daheim offeriert mir Matthias, er habe die Insel komplett abgefahren. Mehr Meer gäbe es „hinterm“ Deich mit schicken Stränden, frei laufenden Ponys und noch mehr Frittiertem. Apropos frittiert, die Duschen entpuppen sich als Fritteusen, halt nur ohne Fett. Gar geduscht gibt es auch zügig Dinner. Eimer Muscheln links, wir ziehen mit der Hühnchenwahl rechts an der Schlange vorbei – hmmm Pommes, Salat, Chicken Saté mit Erdnusssosse und Apfelmuss – echt lekker. Es bleibt aber noch Appetit auf mehr, Sebastian und Paul klagen noch immer über Hunger und wir beschießen zusammen mit Enno und Frau noch zum Italiener zu pilgern. Morgen soll der Wind noch zunehmen, da muss man gut vorbereitet sein.

Der nächste morgen: 1A Frühstück vom Club mit reichlich Auswahl, inkl. Croissants, Eier, usw. all you can eat, wird ja schließlich windig. Sehr lekker und reichlich!!! Windvorhersage für heute: ca. 3-5 Bft. Auch Kumpel Matthias wird satt. Sein Plan: Einmal das Grevelingenmeer umrunden. 80 km sollten letztendlich in 4 Stunden absolviert werden.

Wir dürfen zusammen mit den MPS starten, weil wir ja so fix sind und eh den gleichen Kurs fahren. Klasse - weil, wer als 1. startet ist auch als 1. im Ziel, an Land, umgezogen und abgebaut. So sollte es sein. Slippen und auslaufen gestaltet sich routiniert und so sind wir nach ca. 30 Minuten rechtzeitig an der Startlinie. Zusammen mit den Bügel-Brettbooten geht es auf den Kurs. Die 5 MPS halten sich am Start vornehm zurück. So gelingt uns ein halbwegs ungestörter Start. Ich komme nach einer guten Startkreuz als erster an der Luvtonne an, lass „warumauchimmer“ die Schot zum Teil ausrauschen, berühre ein MPS und kringle mich erneut nach hinten. Auf Pos. 5 neu eingereiht betreibe ich Schadensbegrenzung und sammle mit rhythmischen Bewegungen verlorengegangene Plätze ein und schippere mich als 3. Über den Kurs. Sebastians Pinnenausleger lockert sich beim letzten Gleitkurs wodurch Mumpitz aufkommt und den Präsidenten mit 1 sec Vorsprung im Ziel empfängt. Paul gewinnt. Der kommende Lauf ist verhältnismäßig unspektakulär. Wir starten mit den 4 MPS. Ich werde wieder zweiter, Sebastian wieder Dritter, Paul gewinnt. Letzter Lauf, die Startkreuzen werden immer komplizierter, weil üppigere Böen einsetzen und es mir nicht richtig gelingen will, an der Kreuz schnell zu sein. Stell ich mich nun auf mehr Wind ein, kommt auch schon das nächste Windloch und umgekehrt. Enno überhole ich mehrfach raumschots, er mich wiederum gegen den Wind, Bart ist pfeilschnell unterwegs und führt die meiste Zeit, aber… Paul gewinnt – und damit auch die Regatta.

Alles in allem war es eine tolle Veranstaltung in Scharendijke. Die Orga war sehr routiniert, so auch Paul. Zusammen waren es ca. 40 Boote, Europes, Laser, RS-Aero, Snipes, Finns, OKs, MPS und wir. Für die Rheinländer und Ruhrgebietler ein Muss, für alle weiteren Nordwestdeutschen ein gute Option. Dickes Like!

Viel Spaß!
Euer Kay
GER9