Mastschiene

Bevor die Saison wieder startet, noch ein kleiner Technik-Bericht zum Warmmachen oder passend zu den Vorbereitungen.

 

 

Frisch gepimpt ist Contessa zurück vom Bootsbauer und steht nun in der Garage. Der Lack strahlt mich im Neonlicht an – ein Traum. Dem Traum habe ich ebenfalls eine neue Schiene gegönnt, auf und in der der Mast stehen soll. Diese ist bereits fertig montiert – wie üblich mit 4 Schrauben im Holz und zusätzlich mit Epoxy verklebt, versiegelt und bombenfest.

 

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Blick von oben. Rechts ist der Bug. Die rechte Schraube muss noch ein Loch weiter nach vorne (rechts) sonst passt der Mastfuß nicht rein.

 

Die seitlichen Löcher dieser Schiene haben einen Abstand von 15 mm. Somit ist ein stufenweises Verstellen der Position des Mastes möglich. Üblicherweise möchte man den Mast möglichst weit achtern stehen haben. Warum eigentlich? Das war schon immer so! Vielleicht kann jemand das genauer beim Thema Masttrimm beschreiben? Hier geht es lediglich um die Montage.

 

Es gibt ein paar Regeln einzuhalten. Vom Heck bis zur Achterkante vom Mast müssen mindestens 3.050 mm Abstand sein aber maximal 3.250 mm. Man misst die Achterkante vom Mast inkl. der Mastnut – auch wenn letztere unten am Mastfuß nicht mehr zu finden ist. Das hat den Grund, weil man in Wirklichkeit die sichtbare Vorderkante des Segels messen will. Der Vermesser auf einer Meisterschaft misst dafür die Mastnut alleine und verrechnet sie mit dem Abstand. So eine Mastnut ist ca. 12-15 mm tief. Aber besser selber nachmessen bevor auf der WM der Mast umgestellt werden muss und der Trimm nicht mehr stimmt.

 

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Messung an der Schiene. 3 m Maßband reichen da nicht.

 

Außerdem gilt der Abstand vom Heck am Spiegel ohne eine mögliche Scheuerleiste oder etwas Progrip. Das Progrip bei mir macht ca. 2 mm aus. Somit ist bei mir das Maß: Mindestabstand + Mastnut + Progrip = 3.050 + 15 + 2 = 3.067 mm.

 

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Maßband am Spiegel fixieren. Das Progrip reicht um die achterne Deckskante herum.

 

Nun gibt es bei meinem alten Einbaum aus dem Jahre 1990 noch ein kleines Problem. Der Holzkeil zwischen Deck und Schiene ist zu flach. Bei neueren Booten ist das besser. Damit mir der Mast nicht aus der Schiene springt, habe ich mir aus einem Block Alu einen kleinen Klotz heraus gesägt (LxBxH = 30 x 18 x 20 mm). Die Schiene hat übrigens ein Innenmaß von weniger als 20 mm, was beim Aussägen aus einem 20 mm dicken Alu-Block etwas Umdenken erfordert. Dann Loch bohren (5 mm) und Schraube durch.

 

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Ein Alu-Klotz, damit der Mast nicht aus der Schiene springt. Der muss aber noch ein Loch weiter nach vorne, weil sonst nicht der Mastfuß hinein passt.

 

Eine Möglichkeit die Beschläge für Unterliek und Cunnigham anzubringen ohne Löcher ins Deck zu bohren oder eine Art Befestigungs-Flügel unterzusetzen ist, indem man bei den vorhandenen M5-Schrauben außerhalb der Schiene die Ösen von Ronstan (RF.1050) anbringt. Alternativ kann man auch das „Looped s/s lacing eye ('P' clip)“ HA4280 von Holt-Allen nehmen, welches vielleicht sogar qualitativ besser allerdings auch dicker ist und mehr Platz auf der vielleicht zu kurzen Schraube benötigt. Nicht jeder Block passt direkt daran, aber der RF.20100 von Ronstan ist drehbar, schön klein und hat eine Art Omega-Schäkel, der genug Bewegung bietet.

 

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Möglichkeiten Umlenkblöcke zu montieren.

 

Eigentlich sollte nun alles passen. Am besten man misst noch mal die Position des Mastes im aufgeriggten Zustand (bei umgelegtem Klappspanner und gespanntem Vorstag). Steht der Mast korrekt? Änderungen sind aufgrund der Lochabstände in der Mastfuß-Schiene nur in 15 mm Schritten möglich. Jetzt fehlt nur noch Wasser und Wind zum Testen. Viel Spaß!

 

Grüße von Contessa und Mannschaft. 

Nachtrag 1:

Schluss mit grauer Theorie! So sieht es aus, wenn der Mast gestellt ist.

 

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In der Praxis erkennt man prompt ein kleines Problem. Oben im Bild befindet sich eine liegende Kammklemme am Mast, welche zum blauen Großfall gehört. Von oben kommt eine weiße (mit etwas blau) Strippe, die an einem Block endet. Die Strippe, die durch den Block läuft hat die selbe Farbe und ist der Vorliekstrecker, welcher auf der Drehklemme an Steuerbord liegt. Nun kann es passieren, dass (wie auf dem Foto) der Vorliekstrecker sich in der Kammklemme des Großfalls wiederfindet. Schön doof, wenn beim Tonnenmanöver der Vorliekstrecker sich nicht öffnen lässt...

 

Damit sich nun Theorie und Praxis miteinander vertragen, kann man den Vorliekstrecker spiegeln und auf die Drehklemme an Backbord legen. Danach kann lediglich die stehende Part vom Strecker in die Kammklemme geraten. Der Unterliekstrecker (blau/rot) muss ebenfalls die Seite wechseln.