Regattaberichte 2

EM 2021: Nachlese

Hier einige Lese- und Klicktipps nach der EM 2021:

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EM 2021 Warnemünde Tag 1

Bericht Christian Krupp 

2021 sollte die Weltmeisterschaft vor der eigenen Haustür das große Highlight der Regattasaison für die Contender werden. Aufgrund der corona-bedingten Reisebeschränkungen und Risiken musste die Regatta in Warnemünde zur Europameisterschaft umgewandelt werden. 80 Boote aus acht Ländern konnten letztendlich antreten.

Für mich war es die erste Regatta des Jahres, und da ich außerdem nicht so häufig wie sonst trainieren konnte (das Opti-Papa-Sein verbraucht doch ziemlich viel Zeit 😉, hatte ich nicht so hohe Ziele. „So zwischen 10. und 20. Platz“ war mein Plan. Anders als sonst war ich diesmal auch mit Familie angereist, und so mit Kindern in der Ferienwohnung ist man dann doch nicht so im „Racing-Modus“ wie sonst in der Wagenburg zwischen den ganzen anderen Seglern – das war zumindest meine Erwartung. Und am ersten Tag bestätigte sich das auch so. Der Segeltag begann mit Sonne und 15-20kn Wind aus südlicher Richtung. Vorne fuhren die üblichen Verdächtigen (Christoph Homeier, Sören und Jesper aus Dänemark), ich beendete den Tag auf dem 15. Platz.

Am zweiten Tag war der Wind weg, wir verbrachten den Tag mit mehreren Startverschiebungen am Land. Die Zeit nutzte ich zum Umtrimmen am Rigg (was man eigentlich auf einer Meisterschaft niemals macht; aber da ich einen neuen Mast hatte – erst eine Woche alt – und bisher zu wenig Zeit, mich mit meinem Boot zu befassen, nutzte ich den Flautentag auf diese Weise).

An Tag drei hatten wir leichten Wind aus südlicher Richtung und segelten drei Wettfahrten. Es war genau mein Wind, das Boot fuhr einen Wahnsinns-Speed und eine super Höhe an der Kreuz und ich konnten in den Rennen ganz vorne mitmischen. Am Ende des Tages konnte ich mich mit zwei zweiten Plätzen auf den sechsten Platz schieben. Der amtierende Weltmeister, Max Billerbeck aus Elmshorn, konnte bei den Windbedingungen ebenfalls punkten und besetzte mit den beiden Dänen die Top 3.

Über Nacht hatte der Wind auf Nord gedreht, mit 10-12 kn (max. 15 kn). Da die Wettfahrtleitung die fehlenden Läufe des Flautentages aufholen wollte, ging es morgens früher los als geplant (Auslaufen 8:00 Uhr) um wieder drei Läufe segeln zu können. Ich startete in diesen vierten Regatta-Tag nach einer kurzen Nacht, da ich am Abend vorher noch unsere große Tochter inklusive Opti vom BSC-Feriencamp in Borgwedel abgeholt hatte. Vielleicht, oder sogar wahrscheinlich, war ich durch dieses ganze Familien-Organisiere abgelenkt – was sich erstaunlich positiv ausgewirkt hat. Gedanklich war ich gar nicht bei den Rennen, anders als sonst bei Regatten. Meine eigenen Erwartungen waren eher niedrig, die Vorbereitung war eher mau gewesen, und somit war da gar kein Leistungsdruck, ich war im Kopf frei und auf dem Wasser richtig schnell! Am Ende des vierten Tages konnte ich mich mit den Platzierungen 6, 2 und 5 in den Top Ten auf den vierten Platz vorarbeiten. Zu Sören auf Platz drei fehlten nur zwei Punkte.

Dann kam der fünfte Tag, und die Leichtigkeit der letzten Läufe war weg. Der fast greifbare Treppchen-Platz verändert im Kopf dann doch einiges. Der Tag begann mit Startverschiebung, diesmal wegen zu starkem Wind. Gegen 11:30 Uhr sollte es losgehen. Zum ersten Mal hatten wir das für Warnemünde typische Wetter mit hoher Welle. Ein Teil der Flotte entschloss sich aufgrund der Bedingungen, an Land zu bleiben. Aufgrund der Welle gelang es der Wettfahrtleitung nicht, das Startschiff zu verankern. Wir mussten daher auf dem Wasser über eine Stunde warten, bis ein Schlauchboot als Ersatz kam. In dieser Wartezeit wurde ich leider sehr, sehr seekrank. Ich weiß, dass ich bei solchen Wellen dafür anfällig bin, aber dass es mich so erwischt hatte ich nie erwartet. Beim Startschuss hoffte ich, dass durch das Adrenalin und die Konzentration beim Rennen alles besser wird – was aber nicht so war. Völlig am Ende und hundeelend konnte ich das Boot nicht mehr vernünftig segeln und musste in den Hafen abdrehen. Total frustriert kam ich an Land an, da ich in diesem Moment den allerbesten Segeltag verpasste und natürlich auch befürchten musste, in der Endplatzierung nach hinten durch zu rutschen.

Erstaunlicher- und erfreulicherweise war mein Punktabstand zum Fünftplatzierten Christoph Homeier aber so groß, dass ich trotz meines Komplett-Ausfalls den vierten Platz halten konnte. Somit konnte ich diese Europameisterschaft mit meinem bisher besten internationalen Ergebnis beenden.

Vom BSC waren insgesamt vier Contender am Start: Unser Klassenpräsident Sebastian Vagt, der zurzeit in Marokko lebt und extra für die EM angereist ist, segelte mit einer konstanten Serie auf den 7. Platz. Reinhart Schwarz wurde 57. und Matthias Lange erreichte Platz 63.

Neuer Europameister der Contender wurde mit fünf ersten Plätzen Jesper Armbrust aus Dänemark, vor Max Billerbeck und Sören Dulong Andreasen (Dänemark). Beste Seglerin im Feld, und damit Europameisterin, wurde Wiebke Siemsen aus Kiel auf Platz 35.
Die Meisterschaft in Warnemünde war ein rundum tolles Event, das Organisationsteam um Sebastian Vagt scheute keine Mühen, so erhielten z.B. alle Segler und Seglerinnen bei der Siegerehrung einen individuellen Erinnerungspreis.

Vielen Dank, schön war`s!!
Christian Krupp
GER 505