Schleppleine (Technik)

schleppl1_palstek.jpgPünktlich zur Kieler Woche oder spätestens zur Travemünder Woche wird uns das Thema Schleppleine beschäftigen. 

Mit der Schleppleine macht der Trimm Dein Boot nicht schneller – jedenfalls nicht schneller als Dein unmittelbares Umfeld. Bei der Schleppleine geht es einzig um gute Seemannschaft. Damit dies nicht in Vergessenheit gerät steht in den Ausschreibungen einiger Veranstaltungen wie der Kieler Woche oder Travemünder Woche, dass eine Schleppleine an Bord zu sein hat: 15m lang, 8 mm stark, als Schwimmleine (die federt auch einen Ruck ab). Unsere Klassenvorschrift kann da Änderungen unterworfen sein, wird aber nicht mehr verlangen als diese Veranstalter. Klingt einfach. Nicht ganz so einfach scheint die Benutzung der Schleppleine zu sein, wie in speziellen Fällen zu beobachten ist. Hier ein paar Tipps.

Gängiger Standard beim Contender ist es die Schleppleine mit einem Palstek am Mastfuß zu befestigen. Die Schleppöse am Bug, welche früher mal Vorschrift war, wird vielleicht bei Deinem Conti halten – aber nicht wenn noch ein paar bei Dir festmachen.

Der Mastfuß sollte den Zugkräften stand halten und ist weit genug vorne, so dass der Conti nicht quer schlägt. Apropos Palstek. Ich knote den Palstek auf Slip. Ich liefere mich nicht gerne anderen aus – insbesondere bei Motorbootfahrern habe ich ein paar Bedenken. Wenn ich den Palstek knote „der Baum hat seine Wurzeln unter dem See, aus dem See kommt eine Schlange, windet sich um den Baum und geht zurück in den See“, dann kommt die „Schlange“ am Ende mit dem Kopf wieder aus dem „See“ heraus, so dass im „See“ ein Stück Schlaufe der „Schlange“ bleibt. Wenn man dann in der größten Not der „Schlange“ am „Kopf“ zieht, öffnet sich der Palstek fast komplett. Der Rest löst sich dann (hoffentlich) irgendwann von selbst.

 

Dann die Schleppleine vorbereiten und sich überlegen auf welcher Seite man geschleppt werden möchte. Direkt im Schraubenwasser hinterher zu fahren ist nicht so gut. Zu den weniger guten Dingen gehört ebenfalls die Schleppleine am Vorstag scheuern zu lassen. Beim Thema Seemannschaft kann man gleich erwähnen wie eine Leine zum anderen Boot rüber geworfen wird. Dafür wird sie sauber aufgeschossen und in zwei Hälften geteilt. Die Hälfte mit dem losen Ende nimmt man in die Wurfhand. Die andere Hälfte mit dem befestigten Ende nimmt man in die andere Hand. Mit der Wurfhand wird die Leine rüber geworfen und mit der anderen Hand wird gleichzeitig die andere Hälfte (etwas halbherzig) hinterher geworfen, was sie zwar im Wasser landen lässt aber auch verhindert, dass die gesamte Leine zu früh vom festen Ende zurück gerissen wird. Man kann den Wurf mit einer Körperdrehung unterstützen und kommt damit maximal weit, wobei das stehend im Contender etwas Übung verlangt...

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Wenn man alles richtig gemacht hat, läuft die Schleppleine vom Mast neben Vorstag und VOR den Wanten auf genau der Seite zum Motorboot, wo man es vor sich haben möchte. Meist bleibt einem wenig Zeit sich zu freuen, weil man bereits von den Kollegen mit deren Schleppleinen beworfen wird. Die Schleppleine des nächsten wird NICHT an den Mast geknotet, sondern in den Palstek der eigenen Schleppleine. Also Palstek in Palstek, so dass der Mast sich ungestört im Palstek der eigenen Schleppleine bewegen kann. Der Rest der Flotte kann dann gerne so lange am Palstek zerren bis er reißt. Dem eigenen Boot wird nichts passieren.

Was noch? Unterliek anballern. Das verhindert, dass der Baum vom Lümmel föllt. Vorliek? Weiß ich auch nicht – mir egal. Schwert auf 45° oder höher. Ist es zu tief, dann stolpert der Conti förmlich. Ist es ganz aus dem Wasser, wird es komisch. Das Ruder ändere ich nicht. In Travemünde nehme ich den Sicherungsstift aus dem Steckruder, weil man dort gerne mal über eine Untiefe gezogen wird. Die Großschot lasse ich lose – außer es kommt Wind auf und man hat Spaß daran Mitzusegeln. Ins Trapez würde ich aber nicht gehen wollen, weil aus Übermut sehr schnell eine Katastrophe wird. Die Mannschaft bleibt achtern vom Großschotturm und hat natürlich mehr Bewegungsspielraum, wenn der Baumniederholer offen ist. Dann sollte man aufmerksam steuern und insbesondere als letztes Boot die Leine stramm halten um nicht drüberweg zu fahren.

Nun zu den Katastrophen. Ohne Mast wird das Schleppen schwierig, bzw. man muss nach einer anderen Möglichkeit suchen, wo man die Schleppleine befestigen kann. Bitte nehmt nicht den Großschotturm. Zugkräften nach vorne wird er kaum standhalten. Ich plädiere für die Travellerleine. Die ist leider zu weit achtern, so dass man hier noch ein wenig korrigieren muss damit man nicht quer schlägt. Man könnte z.B. mit einem Tüddelband am Mastfuß eine Schlaufe bilden und die Schleppleine nach vorne weiterleiten. Ebenfalls wäre es möglich mit der Schleppleine unter dem Strecker vom Vorliek oder Unterliek hindurch zu gehen und diese anzuballern. Das gibt der Schleppleine Führung während der Zug weiterhin vom Travellerband aufgenommen wird.

Darin wie man ohne Ruder oder Besatzung einen Conti schleppt habe ich auch noch keine Erfahrung. Aber ich würde die Schleppleine zusätzlich mit einem Tüddelband am Vorstag entlang führen, damit das Boot die Richtung hält.

Zum Abschluss nur ein Vorschlag von vielen die Schleppleine zu verstauen, wenn man sie (noch) nicht benötigt. Im Vorschiff liegt sie schön trocken und ist nicht im Weg. Wenn man den Inspektions-Lukendeckel entsprechend vorbereitet, kann man die Schleppleine daran befestigen. So muss man nicht lange suchen. Und von mir aus kann sie dort ewig bleiben, denn ich ziehe das Segeln vor.

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anD!RKen

 

2010, KiWo mit Jörg und Tom: Wenn Dich vorne die 90 PS fragen: "Wie schnell?", dann überlege genau ob Du "Hau rein!" antwortest. 

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...und hinten surft der Tom:

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2013, die "Moonshine" zieht Präsi und Kassenwart von Spiekeroog nach Neuharlingersiel durch Flaute und Nebel: 

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