Bericht Flussfahrt auf der Weser
Dirk Müller meint es gut mit uns. Um die Entzugserscheinungen zu lindern, verwöhnt er uns mit Lesestoff. Wie immer Kategorie #Lesebefehl. Er nimmt Christoph Homeier (und jetzt uns) mit zur Ausfahrt auf der Weser:
"Christoph ist dem Sportparksee entflohen und besucht mich auf der Weser. Mal die Contender von der Leine lassen und eine Weile geradeaus fahren. Wir treffen uns auf meinem Sommer-Liegeplatz, dem Campingplatz in Sandstedt. Zuerst wird ein Blick aufs Revier geworfen: Sandstrand, dahinter Schlick wegen Niedrigwasser, rechts die Buhne 86a, welche uns die Fähre vom Leib hält. Wie war das noch mit dem Kardinalsystem auf den "Hummel-Tonnen"? Aufm Fluss einfach See-seitig bleiben! Blauer Himmel, 25°C mit 12+ kn Wind aus 220°, die Weser verläuft hier ungefähr Nord-Süd, somit Wind schräg gegen den Flut-Strom, was eine anspruchsvolle Welle verspricht - insbesondere im Fahrwasser: Kaiserwetter für Fortgeschrittene.
Zum Abslippen benötigen wir meinen Slippi mit den Ballonrädern. Also erst mein Boot slippen, mit dem Schwert "ankern" damit der Wind es nicht auf den Matsch drückt, danach Christophs Boot auf den Slippi heben und slippen. Dann Segel hoch und raumschots diagonal über die Weser ans West-Ufer zur grünen Fahrwasser-Tonne 83 jagen. Die Halse nicht zu dicht am Faß. Mannomann, heute ist ja richtig Strom! Aber gestern war auch Vollmond: Springflut. Zurück zum Ost-Ufer. Dort wieder halsen, was ich nutze, um die Wasserkühlung in meinem Neo zu aktivieren.
Karte rechts hochauflösend: Karte_1_Sandstedt.jpg
Weiter Richtung Norden. Unter Land wäre zwar weniger Gegenstrom aber damit auch weniger Welle und somit weniger Spaß. Also bleiben wir am roten Tonnenstrich. Auf diesem tiefen Raumgang tobt sich Christoph in der Welle mal so richtig aus. Von "geradeaus fahren" keine Spur. Im Klartext: er ledert mich voll ab! Ein Kurswechsel muss her. Am West-Ufer auf Höhe der grünen Nr. 77 tuckert etwas gegenan mit Mast aber ohne Segel. Sightseeing! Ab ins Trapez und schon jagen wir zu dem Stahl-Pantoffel mit Scherbrettern.
Wir passieren das Kernkraftwerk Esensham im gebührenden Abstand, überqueren den Wesertunnel mit angestelltem Schwert, passieren den ehemaligen Fähranleger von Dedesdorf und überlegen kurz, ob wir dort an der Pommesbude was essen wollen. Nö, nach 1h sollte man an die Rückreise denken. Die nächste rote Fahrwassertonne (Nr. 70) dient als Wendemarke.
Zurück wird es leider kein Anlieger. Wie lästig. Maximal tief im Trapez geht es mit Volldampf durch die Welle, bzw. außerhalb des Fahrwassers über glattes Wasser. Wird das Wasser zu glatt, ist es Zeit für einen Holeschlag. Als Kenner des Reviers fährt man nicht zu weit rüber, um sich von der Abdeckung des luvseitigen Ufers freizuhalten. Christoph bekommt eine Baumreihe auf der Strohauser Plate zu spüren, während sich bei mir 38 Jahre Revierkenntnis auszahlen.
Nach 45 min sind wir zurück. Flut-sei-Dank zu früh. Somit Zeit für einen kurzen Abstecher in den "Rechten Nebenarm" hinter dem Harriersand. Beim Einfädeln ins Nebenfahrwassers ist Ortskenntnis von Vorteil. Seit diesem Jahr dümpeln dort weiße Tönnchen mit dem Schriftzug "Naturschutzgebiet", aber vor 18 Jahren war dieses Gebiet noch für Wasserski ausgeschrieben. Unser Halbwindkurs verbindet beides. Wir beenden diese symbolische Geste bevor es zu idyllisch wird. Zurück zur Weser, 2 gelbe Besenstiele (ohne Büschel aber mit Unterwasserbauwerk) an Steuerbord liegen lassen, dann rechts abbiegen ans Land bevor die Bu86a aufdringlich wird. Der Schlick ist Flut-sei-Dank unter Wasser und der Weg bergauf kürzer. Fertig, durstig, nass, glücklich und virklich-föllig-wertig.
Karte rechts hochauflösend: Karte_2_Dedesdorf.jpg
anD!RKen (GER 2527)
Lexikon:
- 180°-Panoramabild bei "dead-low-tide" an der Buhne 86a vom letzten Jahr (ohne Sonne).
- Harriersand: Insel im Osten der Weser, 11 km lang, Nord-Ende bei der Fähre Brake-Sandstedt, Süd-Ende bei Elsfleth.
- Hummel-Tonne(n): gelb-schwarze Tonne(n) ohne Wespen-Taille.
- Sandstedt: Ferienort am Ost-Ufer der Weser mit völlig entspanntem Campingplatz (www.wesercamper.de).
- Strohauser Plate: Insel im Westen der Weser, 6 km lang, Süd-Ende bei der Fähre Brake-Sandstedt, Nord-Ende beim Kernkraftwerk Esensham.