Bericht Comer See
Hier der Bericht von Jürgen:
Trotz
Fußball waren Frank und ich in Gravedona am Comer See 3.-4. Juli 2010:
Freitag
Abend gegen 19 Uhr losfahren sollte reichen, um noch vor Mittenacht ein Eis in
Gravedona zu essen. Jedoch ist die Fußballkommentierung Ghana – Uruguay im Schweizer
Radio so spannend, dass ich Gotthard-Süd raus fahre, um die letzten zehn
Minuten der regulären Spielzeit, Verlängerung und Elfmeterschießen im TV
anzusehen. Dramatik pur! Leider hat Ghana kein Glück.
Schließlich bin ich gegen 1 Uhr am Club in Gravedona. FN auf blauem Bus – klasse, Frank hat es auch nach Italien geschafft. Das Eis wird durch ein Bierchen ersetzt... schön mal wieder in Italien zu sein.
Am Morgen erst mal ausschlafen. Als ich noch nicht ganz wach aus
meinem Touran falle, kommt mir schon Frank in Badehose erfrischt aus dem See
entgegen und lädt mich zum Frühstück ein. Zeit haben wir satt, also in aller
Ruhe Boot aufbauen. Frank ist schon seit einem Tag da und hat schon gesegelt...
der Mann macht’s richtig! Auch Jacqui ist da und hat ihr neues Boot
mitgebracht: Allseits große Begeisterung, ein wirkliche ausgesprochen schönes
Schiff!!! Jacqui kann zurecht stolz sein! Viele mutige Neuerungen will Jaqui
erst noch ausprobieren. Nach den ersten Anstrengungen wie Pizza essen, Melden
(übrigens 15 Contenderisti), Cola trinken und Zeitung lesen leg ich mich noch
mal aufs Ohr. Ein „Barca in Aqua!!!” reist mich aus meinen Träumen und tatsächlich: Alle in Neo
und die ersten Boote auf dem See! Gut, dass mein Conti fixfertig nahe am Slip
steht, also rein in die Gummiwäsche und abdafür.
Der Letzte am Startschiff bin ich nicht (leider geht das nicht in
die Wertung ein). Eine Zeit lang flattert der rotweiße Ringelsocken am
Startschiff, da der Wind stark drehend ist. Dann der erste Startversuch... wird
jedoch bei –2 min. abgebrochen, weil der Wind jetzt endgültig auf eine neue
Richtung dreht, die er zum Glück beibehält. In der nächsten Vorstartphase liege
ich an guter Position, entscheide mich dann aber total unsinnig noch mal
abzufallen und reihe mich völlig bananisti hinter dem ganzen Feld ein. Na ja,
wenn man weit genug hinten ist, segelt man auch mit freiem Wind... ähä?!...
Also segele ich mit freiem Wind und genieße die Welt, mein Schiffchen und ein
irregeiles HOOK ON: Herrlicher See mit blau-grünem Wasser, blauer Himmel und
strahlende Sonne, warmer Trapezwind... Herr, lass diesen Moment ewig währen.
Schneller werde ich dennoch nicht und mache auch keinen Platz gut, doch
sch...egal, ich fühl mich gut, das Handling erscheint mir easy wie noch nie,
Poseidon gelingt es nicht mal mehr, meinen Conti und mich umzuwerfen.
Auch in der zweiten Wettfahrt segele ich wie ein Buddha: Gelassen
mit seligem Lächeln... den Blick auf all die vielen Boote da vor mir. Diesmal
ist auch Frank nicht weit vor mir, mit dem Unterschied, dass er mit dieser
Position im Feld zu hadern scheint. Ich genieße noch einmal in vollen Zügen!
Regattasegeln kann so schön sein! Am Abend Essen mit den Italienern... ein
Genuss in fünf Gängen... die Italiener wissen zu leben! Danach holen Frank und
ich das Eisessen vom Vorabend nach.
Am Sonntag macht Frank eine große Vermessung aller Schiffe und
stellt fest, dass er zu viel Mastfall hat und ich zu wenig. Also stecken wir
die Kisten um mit dem Ergebnis, dass Frank jetzt durch die Wenden kommt und ich
endlich mal bei gleicher Höhe gleich schnell bin. Mehr Riggspannung bei loseren
Unterwanten ist ein guter Tipp. Der Druck fühlt sich jetzt besser an und
schiebt gut durch die kurze Welle. Am Vorabend hätte ich auch nicht noch mehr
essen dürfen, sonst würde ich unterm Baum stecken bleiben. Mein Start geht
dennoch in die Hose und wieder trete ich von der christlichen Seefahrt zum
buddhistischen Cruisen über. An der Ablauftonne stehe ich mit fünf anderen
plötzlich in einem Flautenloch, während das Feld am Horizont verschwindet.
Jacqui und ich erwischen dann rechts einen Hauch, der uns vor einer Überrundung
rettet. Jacqui sagt, dass man für solches Glückspiel in der Schweiz eine
Bewilligung braucht. Allerdings verquatschen wir uns auf dem Raumschoter und
ich mach eine klassische Luvkenterung... klasse... Jacqui ist gut 200 Meter
weg, was sich jedoch auf der Kreuz umkehrt. Das Flautenloch wandert nach
rechts, wo jetzt Jacqui im Vakuum versauert und dann nach Hause abdreht.
Das Mastfalltuning ist bei Frank super erfolgreich, er gewinnt den
dritten Lauf. Vielleicht lag es auch an seiner aerodynamischen Kopfbedeckung
oder den drei Kilo Pasta in seinem Bauch. Ich erreiche über die linke Seite
noch so eben das Ziel und dann steht wieder der rotweiße Ringelsocken. Für mich
das Signal jetzt nach Hause zu fahren. Nicht weil ich nicht mehr will, vielmehr
weil ich am Montag um 03:00 arbeiten muss. Schnell noch eine Pizza und ein
Eis... kein Stau am Gotthard, so bin ich um 10 Uhr wieder zu Hause.
Die Ergebnisliste folgt und ist sicher kein Maß für den Spaß den
ich hatte. Schön mal wieder in Italien gewesen zu sein und auf dem
fantastischen Comer See gesegelt zu haben.
Vielen Dank an den Club und die Regattaleitung... wir kommen gerne
wieder! Nächstes Jahr mindestens im Mittelfeld... mal sehen wie sich das dann
anfühlt...
Ciao
Jürgen Werner
GER-464