Laboe / Bericht

Moin,

die Frage, wie es in Laboe war und welche Platzierung dabei herauskam
erübrigt sich,
wenn Ihr den Bericht lest ;(



Laboe live

Hallo und herzlich willkommen am Rundfunkapparat liebe Damen und
Herren. Wir berichten jetzt live von der Ehrenmalpokal-Regatta in
Laboe. Hier werden heute 13 Contendersegler um den berühmten
Ehrenmalpokal segeln. Wenn man die Meldeliste durchgeht, fehlen da
schon ein paar Namen. Die Conternder-Elite scheint zu Hause geblieben
zu sein. Wir fragen dazu mal einen unschuldigen Passanten: „Hallo, was
sagen Sie dazu, dass fast alle guten Segler zu Hause geblieben sind?"
„Ja, also ich find's schon doof, dass die alle guten Segler zu Hause
geblieben sind." „Aha! Und denken Sie, dass das Rennen trotzdem
spannend wird?" „Ja, ich kann nur hoffen, hier vom Strand kann man ja
alles wunderbar sehen und genug Bier ist ja auch da..." Wie sie
merken, liebe Hörerinnen und Hörer ist zumindest die Stimmung bei den
Zuschauern ungebrochen. Wir werfen einmal einen Blick auf die Bilanz
der letzten Rennen. Als Favorit für dieses Rennen gilt der Potsdamer
Hannes Seidel. Er ist im letzten Jahr von keinem der heutigen
Teilnehmer geschlagen worden. Ebenfalls zu den Favoriten zählen der
alte Hase Jens Storm und der Newcomer Max Billerbeck, der genau vor
einem Jahr hier in Laboe an seiner ersten Contender-Regatta teilnahm.

So meine Damen und Herren, gleich geht's los, die Boote laufen jetzt
aus und begeben sich auf die Startpositionen. Wir haben wechselhaftes
Wetter, der Wind gleichmäßig mit 2-3 Bft aus SSW. Und da fällt auch
schon der Startschuss. Billerbeck und Storm starten an der Tonne,
Seidel in der Mitte. Alle drei kommen gut weg. Seidel legt um auf
Steuerbordbug, fährt nach rechts. Billerbeck ist jetzt klar vorne und
geht als erster um die Tonne, gefolgt von Storm. Die rechte Seite war
wohl eine Fehlentscheidung für Seidel, denn er geht als vierter um die
Tonne. Aber er holt auf. Dritter an Tonne Zwei. Storm wird unruhig,
Seidel pumpt sich heran. Moment mal, das ist doch gar nicht erlaubt!
Schon gar nicht bei diesen leichten Windbedingungen! Aber kein
Unparteiischer weit und breit zu sehen. Das muss man, meine Damen und
Herren, das muss man natürlich ausnutzen. Auf geht's zur zweiten
Kreuz. Die beiden Führenden wieder nach links, Seidel nach rechts. Na
hoffentlich weiss er, was er tut, das ging doch eben schon einmal
schief. Aber nein! Billerbeck geht zwar als erster um die Tonne,
Seidel ist Ihm auf einmal mit zwei Bootslängen Abstand auf den Fersen,
Storm etwas abgeschlagen liegt jetzt einige Meter zurück. Vor dem
Wind-Strecke. Seidel kurz hinter Billerbeck geht voll drauf, deckt ab,
kommt aber nicht dichter ran. Jetzt kommt die Kreuz. Billerbeck geht
aufs Ganze, verzichtet auf Manndeckung, und zieht gleich wieder nach
links, Seidel natürlich nach rechts aber er versauert in einem
Windloch! Und da ist auch Storm wieder ran. Seidel versucht noch, sich
mit einem Lupfer ins Ziel zu retten, aber es gelingt ihm nicht! Eine
halbe Bootslänge fehlte! Sensation! Newcomer Billerbeck gewinnt das
erste Rennen. Was für ein Fehlstart für Seidel!

Noch zwanzig Sekunden bis zum Start des zweiten Rennens. Gedrängel an
der Leetonne, sie ist leicht bevorteilt. Seidel scheint es dort zu eng
zu werden, er halst und fährt im letzten Moment wieder nach Backbord,
wo er sich mehr Chancen zum wegkommen erhofft. Und da ist der
Startschuss. An der Leetonne bleiben tatsächlich einige hängen,
Billerbeck und Storm kommen aber gut weg und segeln wieder links raus.
Seidel wieder rechts, wieder Pech gehabt. Billerbeck schon wieder
führend an der ersten Tonne, dicht gefolgt von Storm. Dann das Pulk.
Ja wo ist denn Seidel hin? Die rechte Seite ist ihm einmal mehr zum
Verhängnis geworden. Da hat er einiges aufzuholen. Auch dieses Rennen
scheint nicht so richtig nach seinem Geschmack zu laufen. Aber er holt
auf, schnappt sich auf dem Raumschotkurs einen nach dem anderen und
ist nach dem ersten Dreieck wieder auf Platz drei. Billerbeck weit
weit in Führung, Storm hat etwas nachgelassen. Keine Änderung der
Platzierung auf den nächsten Schenkeln, dann die Zielkreuz. Seidel
greift an, kommt Storm gefährlich nahe, dieser schafft es noch gerade
so vor ihm über die Ziellinie. Seidel scheint sich zu ärgern, er
schmeisst sein Boot um. Ach, da haben wir... Nein, ich meine: Er hat
den Salat. Sein Schwert ist voller Kraut. Das könnte natürlich einiges
erklären.

Das letzte Rennen für heute beginnt. Seidel ist in der Gesamtwertung
auf Platz drei weit abgeschlagen, er muss jetzt alles geben. Der
Startschuss fällt. Was ist das? Seidel fährt mit auf die linke Seite,
das kennt man ja gar nicht von ihm! Ich höre Storm rufen: "Was machst
du denn hier? Fahr zurück auf deine Seite!" Seidel sieht man grienen,
er taucht hinter Billerbeck nach Lee ab, zum freien Wind, den er dann
auch bekommt. Storm wendet rechts weg, zuviel Abwinde. Seidel muss im
Cockpit hockend zusehen, wie ihm das Leichtgewicht Billerbeck
ausgestreckt im Trapez davonsegelt. Storm erwischt es noch schlimmer,
er verfranst sich auf der rechten Seite und muss hinter dem Pulk um
die Tonne gehen. Billerbeck ist wieder in Führung, Seidel pumpt sich
Stück für Stück näher. Dann kommt die Zielkreuz. Wendeduell. Seidel
greift wieder an und wendet scheinbar völlig planlos alle paar Meter.
Diese Taktik hat man bei ihm schon einmal gesehen, auf der Müritz
gegen Voigt. Dieser musste damals einsehen, dass er an dem
wendefreudigem Seidel nicht vorbei kam. Und Billerbeck scheint nun
auch der Geduldsfaden gerissen, er segelt einfach weiter, wendet nicht
mehr mit. Und da passiert es, ein gemeiner Winddreher. Seidel wendet
augenblicklich, nutzt die Böe voll aus und zieht gnadenlos an
Billerbeck, welcher in Lee noch auf die Böe wartet, vorbei ins Ziel.
Billerbeck ist etwas verpeilt, denn Frenzel geht ebenfalls noch vor
ihm durchs Ziel. Storm scheint Verständigungsprobleme mit der Crew
eines Zweimastschoners zu haben. Man sieht ihn fluchend winken, worauf
der Steuermann des Schoners noch einmal vor seinem Bug wendet, um sich
nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen. Das Rennen kann er auf jeden
Fall in den Skat drücken. Wir haben jetzt Herrn Seidel vor das
Mikrofon bekommen können. "Herr Seidel, es lief ja nicht ganz wie
erwartet heute." Seidel: "Ja ich bin schon etwas angespannt, mit den
leichten Winden habe ich so meine Probleme und meine Wenden konnte ich
auch nicht wie sonst nach Winddrehern fahren, sondern musste mich nach
den Quallenfeldern richten..." Tja, meine Damen und Herren, das war
der erste Tag live aus Laboe, die Stimmung ist gut, Billerbeck liegt
in Führung und Seidel verdankt seinen einzigen Sieg einem Schwarm
Quallen.

Neuer Tag, neues Glück. Bilderbuchstart mit Backboard von Seidel, der
mit bequemen Abstand um die erste Tonne geht. Storm folgt kurze Zeit
später, Billerbeck hängt diesmal im Pulk, er tauchte bei einer
übereilten Wende seine Mastspitze ins Wasser, kann aber auf den
Raumschotkursen zu Storm aufschließen. Seidel läßt diesmal nichts
anbrennen und erreicht das Ziel als Erster gefolgt von Storm, dann
Billerbeck. Damit haben wir, meine Damen und Herren, eine interessante
Konstallation. Billerbeck und Seidel liegen mit je zwei ersten und
zwei dritten Plätzen mit fünf Punkten vorn, Streicher eingerechnet,
Storm drei zweite Plätze mit sechs Punkten. Seidel hat die Schlappen
der ersten zwei Wettfahrten wieder herausgesegelt. Allein letzte
Wettfahrt wird jedoch endgültig über Sieg und Niederlage entscheiden.

Der Wind hat etwas aufgefrischt und weht jetzt mit für Billerbeck
satten 3 Bft. Er und Storm starten wie gewohnt in Steuerbord, Seidel
in Backbord. Dieser erreicht die Luvtonne als erster, die anderen
beiden diesmal dicht auf den Fersen. Auf der Kreuz geht Seidel
klassisch auf volle Manndeckung. Bei einem plötzlichem Dreher muss er
allerdings einen ungewollten Notstop einlegen.Das kostet natürlich
wertvolle Meter. Der Abstand zu den Verfolgern ist nun verdammt klein.
Seidel muss aufpassen. Er geht als erster auf den Vor-Wind-Kurs, Storm
und Billerbeck nur drei Bootslängen hinter ihm. Und ja was machen Sie!
Sie nehmen den armen Seidel in die Zange, decken ihn komplett ab. Er
versucht sich, ihren Windschatten mit mehreren Halsen zu entziehen,
doch dann sind Sie vorbei! Seidel ist außer sich, und fängt einen
Luvkampf an. Storm wittert seine Chance und geht bald wieder auf Kurs
zur Tonne. Seidel überluvt Billerbeck, ist jetzt an ihm vorbei, die
Tonne bekommen Sie aber auf diesem Kurs wohl nicht mehr. Sie ist jetzt
gut 30 Meter voraus weit in Lee. Da macht der erste auch schon die
Halse, der andere nahezu zeitgleich. Seidel ist jetzt wieder vorn, mit
Innenposition an der Tonne. Storm hat keine Meter gutmachen können und
geht als dritter rum. Billerbeck folgt Seidel, fährt aber mehr Höhe.
Storm wendet gleich links weg. Beide wissen natürlich, dass Storm in
der Gesamtwertung nichts mehr reißen kann und lassen Ihn ziehen. Und
da, erneuter Fehler von Seidel, er verhaspelt sich mit dem
Pinnenausleger in Lee und verliert bei der Wende komplett die Fahrt
aus dem Boot. Billerbeck ist jetzt gleich auf und versucht Seidel in
die sichere Leestellung zu zwingen. Aber seine Wende ist ebenfalls
etwas träge und er fällt zurück auf Mast-quer-ab Position. Der Wind
hat jetzt stark nachgelassen. Die beiden Kontrahenden nun Kopf an
Kopf. Wer mit der nächsten Böe schneller Fahrt macht, der behält die
Oberhand. Ein kleiner Luftzug, Billerbeck geht ins Trapez, Seidel ahnt
es bereits und guckt nur. Billerbeck erreicht die sichere Leestellung
und zwingt Seidel zum wegwenden. Jetzt nähern Sie sich dem Ziel.
Seidel versucht noch einen weiteren verzweifelten Ausholer nach
rechts, der ihn aber weiter nach hinten als nach vorne bringt. Und da
ist auch Storm wieder! Er hatte auf der linken Seite genug Freiraum,
um Geschwindigkeit zu fahren und segelt als erster über die Ziellinie.
Billerbeck geht als zweiter drüber, Seidel mit hängendem Kopf auf
Platz drei.

Tja meine Damen und Herren das durchaus spannende Rennen um den
Ehrenmalpokal hier direkt vor dem U-Boot in Laboe ist nun vorbei, die
Schauerböen setzen jetzt eine halbe Stunde zu spät ein. Billerbeck
gewinnt die Regatta punktgleich mit Storm auf dem Zweiten. Seidel, mit
einem Punkt mehr auf Platz drei wird sich wohl heute nicht mehr nach
Hause trauen können. Nach unbestätigten Aussagen will er für eine
Weile untertauchen und die letzten Geheimnisse der Windgötter in weit
abgeschiedenen Bergregionen ergründen...