Trapezring

 Technik – Trapezring
 
 

Es ist der 1. Mai 2008. Die weiße Armada ist auf der Weser unterwegs mit dem Fernziel Helgoland. Bei SW 3 und 4 kn Strom mitlaufend zieht die Gesellschaft der Dickschiffe weserabwärts. Kaum einer der Pötte hat trotz Backstagsbriese das große, bunte Tuch gesetzt. Die Mannschaften sind meist zu klein und das Etappenziel Bremerhaven ist mit dieser Tide sicher zu erreichen. Man gibt sich entspannt, teilweise betont lässig („Wo ist denn der Sherry?“), denn man weiß, nichts und niemand wird es wagen sich dieser Armada entgegen zu stemmen.

Doch was ist das? Ein kleines weißes Segel mit blau-rot-blauen Streifen durchkreuzt gegen Wind und Strom die Reihen der Flotte! Majestätisch hebt sich der hölzerne Bug leicht aus den Wellen und durchschneidet elegant die Fluten. Den Naturgesetzen zum Trotz schwebt die Crew wie an einem unsichtbaren seidenen Faden hängend in Luv neben dem stolzen Schiff knapp über den Wellen.

Unruhe macht sich breit in der Herde. Wie ist das möglich? Darf man das überhaupt? Muss das nicht verboten werden? Warum tut denn keiner was dagegen? Die ersten Steuermänner werden nachlässig und der eine oder andere Spinacker fällt ein. Doch seht - Gefahr!! Das Objekt kommt dem Ufer bedenklich nahe. Jetzt fällt es auch noch ab! Alsdann verschwindet die Crew unter Deck. Keine Sekunde zu spät geht der Bug durch den Wind, das Segel schlägt um nach Steuerbord und wie von Geisterhand schwebt bereits die Crew wieder über dem Wasser – nun jedoch auf der anderen Seite.

Kurz darauf beendet ein leises „Knack“ diesen graziösen Anblick. Die Crew wird von den Fluten verschlungen, das Gefährt legt hart über und verliert merklich an Fahrt. Mit dem Schwert taucht auch die Mannschaft wieder auf. Diese ergibt sich dem unbarmherzigen Schicksal, ändert den Kurs und reiht sich mit gesenktem Haupt in die Flotte ein auf dem Weg zurück woher man ursprünglich gekommen ist. Der Spuk ist vorbei. Die Herde wird ruhiger. Man gibt sich wieder betont lässig: „Wer holt denn endlich mal den Sherry?“

Tja, der Trapezring ist gebrochen. Das ist das ca. 5 mm dicke Stück Stahl am unteren Ende der Trapeztallje wo man den Haken der Trapezhose einhängt. Dabei hatte der Ring auf der Regatta am Dümmer noch gehalten. Nun ja, die Innenseite mag etwas platt gewalzt gewesen sein. Hinzu kam, dass der Ring etwas größer und breiter war, damit man den Trapezhaken leichter trifft, was aber auch weniger Stabilität bedeutet. Und offensichtlich gab es bereits einen Haarriss auf der Unter-, bzw. Außenseite. Als ich in den einschlägigen Kreisen von diesem Erlebnis erzählte waren die Leute weniger erstaunt als ich es war: „Ja, kenne ich“, „Passiert öfter mal“, „Normaler Verschleiß“, „Musst Du alle 3 Jahre tauschen“. Gut zu wissen. Dann sieht man sich in 3 Jahren wieder. Bis dahin wird auch einer den Sherry gefunden haben.


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anDIRKen!
(GER 395)