Die erste gemeinsam ausgerichtete Meisterschaft der frnzösischen und der Schweizer Klassenvereinigung am Lac de Monteynard hat Ende August Luca Bonezzi gewonnen. Hier der Bericht von Volker Messerknecht (SUI):
Vorgeschichte:
- Deutschland schreibt das Département Provence (Nachbar von Isère) auf die Quarantäneliste.
- In der Schweiz ist die Unsicherheit ebenfalls spürbar: fahren oder nicht fahren?
- Wetterprognosen sind düster
- grosse Motivationsverarbeitung bei der Anfahrt
Donnerstag 27.8.: Training und letzter sonniger Tag
Perfekte Bedingungen, Kitesurfer springen 10 Meter hoch und Sonne scheint. Die gute Laune wird durch kurzfristige Absagen (im Doppelpack /Trailer) aus Deutschland getrübt. Anstatt 25 Boote sind es 17, die in Monteynard eintreffen.
Freitag 28.8.
Der Regen setzt ein, graue Mienen und Zweckoptimismus. 14.15 Uhr Start. Siehe da, Wind von Süden erlaubt uns eine Wettfahrt mit Druck im Segel. Pitschnass und vor dem nahen Gewitter kommen wieder alle an Land. Um dort zu erfahren, dass ein Blitz für eine regionale Strompanne gesorgt hat. (Ironie: wir segeln auf einem Stausee, der der "Electricité de France" gehört). Diese Panne dauert bis 19.30 Uhr. Das Restaurant konnte nicht mehr reagieren und einige Klubdamen sind notfallmässig 40 Km entfernt Pizzen holen gegangen. Die Rückfahrt war abenteuerlich, weil der dicke Nebel nur eine langsame Fahrt erlaubte. Also um 21.30 Uhr kalte Pizza im Stehen. Naja.
Samstag 29.8.
Dauerregen, Stimmung auf dem Tiefpunkt. Aber tatsächlich gibt es Wind! Frank GER 416 hat sich entschieden, mit seiner Tochter nachhause zu fahren, nachdem man ihm ein Adapterkabel für seinen Camper gestohlen hat. Auf dem Wasser drei schöne Läufe mit Trapezwind: Italiener sind unerreichbar, aber nicht weit! Die Schweizer Boote bleiben gut zusammen. Beim Abendessen im Klublokal konnten wir ein tolle Mannschaft kennenlernen. Merci beaucoup!
Sonntag 30.8.
Die Sonne kommt zurück und wir können mit Nordthermik wieder drei schöne Läufe segeln. Mit diesem "Tagestüpfli": mein erster Laufsieg seit Jahrzehnten (ja ja, Luca war schon an Land....).
Also wir sind meinem Traum, mit 10 Schweizer Contendern zu segeln, einen Schritt näher gekommen. Weiter so! Eine schöne Meisterschaft trotz Corona-Risiko und Wetterprognose.
Links:
Als Ergänzung hier noch der Bericht von Markus Rüdt:
Schweizerisch-französische Meisterschaft
Lac de Monteynard, 28. – 30. August
«Les absents ont toujours tort.» Das französische Sprichwort sagt: “Die Abwesenden haben immer Unrecht.»
Freitag
Ich habe meine Zweifel bezüglich des Sprichworts, als meine Frau Franziska und ich um 6 Uhr Richtung Grenoble in Frankreich abfahren. Nicht nur wegen der frühen Morgenstunde, auch wegen den Wetterprognosen und den zunehmenden Covid-19-Fallzahlen in Frankreich. Unterwegs fahren wir bereits durch die ersten Regenschauer.
Der Lac de Monteynard ist mir bisher unbekannt. Es handelt sich um einen Stausee, wunderschön eingebettet zwischen zwei Bergzügen und mit seiner Breite von 600 m absolut zuschauerfreundlich. Die Bojen sind fest verankert und die Raumtonne liegt keine 100 m vom Ufer entfernt.
14:30 Uhr kommt das Signal zum Auslaufen, obwohl der Wind nicht überzeugt. Die Wettfahrtleitung zeigt aber, dass sie ihren See kennt, denn bald schon setzt sich ein Südwind mit mittlerer Stärke durch. Aber auch der Regen wird stärker, in den umliegenden Bergen gibt’s Gewitter, sodass die Wettfahrtleitung nach einem Lauf abbricht. Die Gewitter gehen über in Dauerregen, begleitet von einem mehrstündigen Stromausfall. Das Nachtessen im Club wird ohne Strom auch nicht der Reisser. Bilanz des ersten Tages: Die Abwesenden sind sicher nicht im Unrecht.
Samstag
Der Blick auf den See am Morgen aus dem Hotelfenster ist deprimierend. Regen, tiefliegende Wolken und spiegelglattes Wasser. Gegen Mittag gehen wir zum Hafen. Frank packt zusammen. Man kann es nachvollziehen. Wie ist das mit dem Sprichwort und den Abwesenden? Und dann bessert sich das Wetter etwas, ein Nordwind setzt sich durch, also wird man aufs Wasser gebeten. Der Nordwind pendelt sich bei 3 bis 4 Bf. ein. Im Feld wird schnell klar, wer hier der Chef ist. Luca Bonezzi gewinnt alle drei Läufe. Uwe Hoffmann und Stéphane Valdemarin (beide SUI) holen sich je einen 2. Rang. Im dritten Lauf regnet es wieder in Strömen, die Wollfäden kleben am Segel und die Spiönchen klammern sich ans Vorstag.
An den drei Läufen ist nichts auszusetzen, aber Begeisterung will nicht wirklich aufkommen. Fazit: Les absents n’ont pas toujours tort. Manchmal haben auch die Abwesenden recht.
Sonntag
Gleiches Bild am Sonntag. Immerhin sind die Prognosen für heute besser. Und tatsächlich, am Mittag kommt die Sonne und mit ihr die Thermik mit einem herrlichen Nordwind von 4 bis 5 Bf. Heute gibt’s Segeln vom Feinsten. Drei Läufe sind auch heute auf dem Programm. Und wieder gewinnt Luca den ersten Lauf. Im 2. Lauf überlässt er Daniel Chiesa das Siegen und wird Zweiter. Somit ist er Gesamtsieger und muss den letzten Lauf nicht mehr segeln. Und dann kommt Volkers Sternstunde. Mit einem starken Start setzt er sich an die Spitze und lässt, obwohl hart bedrängt von Daniel Chiesa, nichts mehr anbrennen und holt sich diesen Sieg. Bravo Volker!
Am Podest ändert sich aber nichts mehr. Die ersten 4 Plätze machen die Italiener unter sich aus, gefolgt von 6 Schweizer Booten.
Volkers Fazit: «Les absents ont toujours tort.» Auch über alle drei Tage gesehen, werden sich alle Anwesenden diesem Fazit anschliessen.
Um 18 Uhr fahren Franziska und ich heimwärts.
Montag: 06:00 Uhr aufstehen. Das Fazit von gestern gerät kurz ins Wanken.
Markus Rüdt